Zivilcourage

 

[engl. civil/moral courage; lat. civis Bürger, franz. courage Mut; orig. Bürgermut], [SOZ], als Zivilcourage versteht man mutiges prosoziales Verhalten zugunsten schwächerer Dritter, bei dem ohne Rücksicht auf neg. Konsequenzen Wertüberzeugungen (Werte) und Normen verteidigt werden. Ferner ist zivilcouragiertes Verhalten mit sozialem Mut gleichzusetzen, bei dem Unmut über etwas ohne Rücksicht auf mögliche Nachteile gegenüber Obrigkeiten, Vorgesetzten oder Ähnlichen zum Ausdruck gebracht wird, Stoppsignale gegenüber menschenverachtenden Verhalten gesetzt werden und dabei anderen, die sich in einer Notlage befinden, geholfen wird (Frey et al., 2005). Nach Nunner-Winkler (2002) muss neben persönlichem Mut noch ein weiteres Kriterium erfüllt sein, um ein Verhalten als zivilcouragiert bez. zu können: In der Handlung muss ein öffentliches Engagement für demokratisch-zivilgesellschaftliche Grundwerte zum Ausdruck kommen. Auch Jonas und Brandstätter (2004) betonen den Öffentlichkeitsaspekt von Zivilcourage, bei dem es durch das öffentliche Vertreten eigener Wertüberzeugungen u. U. zu Normbrüchen (z. B. Eindringen in die Privatsphäre) kommen kann. Es gibt viele prominente Bsp. für zivilcouragiertes Verhalten. Die Geschwister Hans und Sophie Scholl lehnten sich in ihren Flugblättern der «Weißen Rose» gegen die nazionalsozialistische Propaganda und die Judenvernichtung des Naziregimes und bezahlten dafür am 22.2.1943 mit dem Tod. Als weiteres Bsp. für mutiges Verhalten gilt der CBS-Reporter Edward R. Murrow. In seinen Radioansprachen im New York der 1950er-Jahre und zur Zeit der McCarthy-Ära verteidigte er vehement liberale Bürgerrechte und den Ruf bzw. die Existenz vieler regimekritischer Personen, während er selbst um seinen Ruf und seine Anstellung fürchten musste. Ferner ist Martin Luther King ein prominenter Advokat von Zivilcourage. In seiner gewaltfreien Protestbewegung der 1950er- und 1960er-Jahre prangerte er öffentlich Rassentrennung und Diskriminierung an, wodurch er sein Leben aufs Spiel setzte. All diese Bsp. zivilcouragierten Handelns, durch das anderen geholfen wurde, sind sich in ihrem Fokus auf demokratisch-zivilgesellschaftliche Grundwerte ähnlich. Jedoch muss Zivilcourage nicht gleichbedeutend damit sein, dass man sein Leben aufs Spiel setzt. I. S. von Franca Magnani, die es folgendermaßen ausdrückte: «Je mehr Bürger mit Zivilcourage ein Land hat, umso weniger Helden wird es einmal brauchen», sind kleine Taten im Alltag von großer Bedeutung für eine mutige Bürgergesellschaft.

Referenzen und vertiefende Literatur

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