Verhaltensökonomik

 

[engl. behavioral economics; gr. οἶκος (oikos) Haus(halt), νόμος (nomos) Gesetz], [WIR], geht im Kern der Frage nach, wie sich Menschen in realen Entscheidungssituationen (auf Märkten, in Gruppen oder Haushalten; Haushaltsentscheidungen) verhalten. Die Methoden der Verhaltensökonomik sind grund­sätzlich empir. und nutzen häufig Experimente, die sowohl in Laboren als auch zunehmend im Feld durchgeführt werden, sowie Befragungen. Verhaltensökonomik-Modelle basieren stark auf psychol., ferner auch auf soziolog. Erkenntnissen der Verhaltensforschung und ergänzen damit die neoklassischen Modelle der Ökonomik, die lange psychol. Erklärungsfaktoren ignorierten. Zur Frage, wie Verhalten beeinflusst werden kann, liefert die verhaltensökonomische Forschung zwei Ansätze: (1) Sie lenkt die Aufmerksamkeit auf den Menschen immanente Entscheidungsheuristiken und Verhal­tenstendenzen (biases), die neben kogn. Faktoren wie Wissen, Einstellungen und Kompetenzen das Konsum- und Entscheidungsverhalten immer mehr oder weniger «mitsteuern». (2) Sie fokussiert die Bedeutung der Entscheidungssituation, also den Kontext; dieser beeinflusst Entscheidungen (Entscheiden, Entscheiden unter Unsicherheit) wesentlich und weitgehend unreflektiert vom Individuum, wie z. B. die Wirkung von Defaults zeigt. Insofern wird der klugen Gestaltung einer Entscheidungsarchitektur eine große Bedeutung zugewiesen. Basierend auf dieser Forschung wird seit einiger Zeit der Politikansatz des Nudging diskutiert, in Anlehnung an die pol. Philosophie von Richard Thaler und Cass Sunstein (2008). Dieser sog. liberale Paternalismus will durch leichte Stupser [engl. nudges] – anstelle von Verboten oder Geboten – Verhaltensänderungen «anstupsen». Praktisch werden Anreizsysteme und Wahl-Settings bewusst so verändert, dass die soz. gewünschte Handlungsalternative mit einer höheren Wahrscheinlichkeit gewählt wird. Häufig wird dem Nudging der Vorwurf gemacht, der Staat zeige sich hier als paternalistischer «Nanny State» [engl. nanny Kindermädchen]. Allerdings bleibt die freie Wahl und Souveränität des Konsumenten weiterhin oberstes Prinzip: Jeder Ein­zelne hat die Möglichkeit, jederzeit aus der vorgegebenen Politikoption auszusteigen [engl. opt-out wahlweiser Austritt]. Konsumverhalten, Konsumentensouveränität, Kaufentscheidungen, Modelle.

Referenzen und vertiefende Literatur

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