Tätigkeitsanalyse

 

[engl. job/task analysis], [AO, DIA], in der Arbeitswissenschaft oder Arbeits- und Organisationspsychologie Untergruppe von Methoden der Arbeitsanalyse zur Untersuchung und Bewertung von Arbeitstätigkeiten und -bedingungen nach Kriterien zur menschengerechten Arbeitsgestaltung. Im Unterschied zur Aufgabenanalyse steht bei der Tätigkeitsanalyse im Allg. nicht die detaillierte Analyse einzelner Aufgaben oder der Abfolge von Aufgaben (Arbeitsablaufanalyse), sondern die Analyse allg. Merkmale von Tätigkeiten oder der gesamten Arbeitstätigkeit (bspw. Handlungsspielraum oder Qualifikationsanforderungen in der Arbeitstätigkeit) und Arbeitsbedingungen (bspw. Umgebungsbelastungen, Belastung, psychische, Stress am Arbeitsplatz) im Vordergrund (Hamborg & Schaper, 2018).

Tätigkeitsanalysen werden i. d. R. durch Befragungen (teilstandardisierte und standardisierte Interviews oder Fragebogen) oder durch trainierte Beobachter mithilfe von Tätigkeitsbeobachtungen verbunden mit Interviews (sog. Beobachtungsinterviews) durchgeführt. Bei strukturellen Merkmalen der Arbeitstätigkeit (Arbeitskomplexität, Variabilität und Entscheidungs- oder Handlungsspielraum) finden sich relativ gute Übereinstimmungswerte zw. entspr. Skalen aus Befragungen der Beschäftigten und Beobachtungsinterviews. Bei Belastungsfaktoren wie Zeitdruck oder Fragen zu konfligierenden Anforderungen in der Tätigkeit finden sich dagegen nur geringe Übereinstimmungen. Systematische Vergleiche zw. Fragebogen- und Beobachtungsskalen und Analysen typischer Fehler dieser Erhebungsmethoden hat Zapf (1989) durchgeführt. Danach sind entgegen üblichen Einwänden zur Verwendung subjektiver Fragebogen in der Stressforschung diese Instrumente im Vergleich zu Beobachtungsinterviews zur Prognose zukünftiger Befindensbeeinträchtigungen in Längsschnittuntersuchungen vorzuziehen.

Zur Tätigkeitsanalyse gibt es eine Reihe von standardisierten Untersuchungsinstrumenten, die sich in den erfassten Hauptmerkmalen (Arbeitsgestaltung) überschneiden. Die erste Hauptgruppe umfasst allg. Verfahren mit einer großen Brandbreite der einbezogenen Merkmale, wie den klassischen, am amerikanischen Position Analysis Questionnaire (PAQ) orientierten Fragebogen zur Arbeitsanalyse (FAA), das Job Diagnostic Survey (JDS), die Mensch-Technik-Organisationsanalyse (MTO), den Fragebogen zur subjektiven Arbeitsanalyse (SAA), das Tätigkeitsanalyseinventar (TAI) und das Tätigkeitsbewertungssystem (TBS/TBS-L). In dieser Gruppe gibt es auch Verfahren, die für spez. Organisationsarten entwickelt wurden, wie z. B. für Krankenhäuser das Tätigkeits- und Arbeitsanalyseverfahren für das Krankenhaus (TAA-KH-S; Büssing & Glaser, 1999). Eine zweite Verfahrensgruppe umfasst Skalen speziell zum Bereich Belastungen und Beanspruchungen oder Stressoren am Arbeitsplatz. Hierzu gehören das Instrument zur stressbezogenen Tätigkeitsanalyse (ISTA) und das Verfahren zur Erfassung der Regulationshindernisse in der Arbeitstätigkeit (RHIA). Eine dritte, heterogene Gruppe dient zur Erfassung sehr spezif. Einzelmerkmale, wie das Verfahren zur Ermittlung von Regulationserfordernissen in der Arbeitstätigkeit (VERA) oder im Bereich der Arbeitssicherheit der Fragebogen zur Sicherheitsdiagnose (FSD), Verfahren zur Analyse von Arbeit im Haushalt (AVAH) oder um Entscheidungen bei der Einführung von neuen Technologien in Büro und Verwaltung zu treffen (Kontrastive Aufgabenanalyse im Bereich Büro und Verwaltung (KABA)). Bei vielen der aufgeführten Verfahren werden gleichzeitig Analysen einzelner Aufgaben oder Anforderungen bei der Durchführung der Aufgaben durchgeführt. Sie können daher auch zurAufgabenanalyse oder Anforderungsanalyse dienen.

Referenzen und vertiefende Literatur

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