Suizid

 

[engl. suicide; lat. suus, sui sich, caedere, cidere töten], syn. Suicid, Freitod, Selbsttötung, [KLI], ursächlich für den Wunsch nach Beendigung des Lebens kann bei psych. Gesunden die Ausweglosigkeit einer persönlichen Situation sein (etwa unheilbare Krankheit). Dieser kann ebenso mit einer psychopathologischen Entwicklung in Zus.hang stehen (Ausdruck einer angstvollen, verzweifelten Gefühlslage – Suizid im Affekt) wie auch mit einer Psychose, Schizophrenie oder Abhängigkeitserkrankung (Substanzabhängigkeit) einhergehen. Nach der Auffassung der Tiefenpsychologie stellt der Suizid das letzte Glied der Reihe: Selbstverurteilung – Selbstquälerei – Selbstschädigung – Selbstverstümmelung dar und damit das letzte Ziel der Selbstaggression und Selbstdestruktion. Als Gründe dieser von Freud als Manifestation des Todestriebs aufgefassten Selbstdestruktion finden sich verdrängte Schuldgefühle. Der unbewusste Sinn des Suizids liegt in der Sühne von Schuld durch Tod. Nach der Motivstruktur sind zu unterscheiden: Kurzschluss-, Bilanz-, Opfer-Suizid (z. B. Versicherungs-Suizid für die Hinterbliebenen) sowie viele Varianten auch des Suizidversuchs (Pseudo-Suizid). Die meisten Suizide sind Kurzschluss-Suizide nach einer akuten Krise (vom Entschluss bis zur Tat weniger als 6 Std.). In Dt. betrug die Suizidrate 1995 15 Suizide je 100 000 Einwohner. Männer begehen ihn häufiger als Frauen, die aber häufiger Suizidversuche ausführen. Der Suizid ist für Menschen unter 70 J. (Männer 70 %) nach Unfällen die zweithäufigste Todesursache. Bei der Suizidprävention ist es wichtig, Suizidalität (Selbsttötungsabsicht) zu erkennen und ernst zu nehmen. Regeln wie «Wer darüber spricht, tut es nicht» sind falsch. Wiederholungen und konkrete Vorbereitungshandlungen sind wichtige Hinweise. Suizidversuche können auch dann zum Tode führen, wenn diese nicht als zwingende Konsequenz geplant waren. In der Tab. sind allg. und spezif. Risikofaktoren für Suizidgefährdung aufgelistet (Hautzinger & Mayer, 2006). Psychotherapie ebenso wie Psychopharmaka können sowohl helfen, Suizidimpulse zu kontrollieren, als auch zugrunde liegende Probleme zu lösen oder zu mildern. Verträge oder Versprechen, sich nicht ohne Melden an einer fachlich kompetenten Stelle mit 24-Std.-Dienst umzubringen, können sehr wichtig sein. Es gibt zwar Menschen, die trotz fachlicher Hilfe Suizid immer wieder und schließlich mit Erfolg versuchen, vielen gelingt es aber, ihre Situation so zu verbessern, dass Suizid später kein Thema mehr ist. Nach Suizid kann auch die Betreuung von Bezugspersonen wichtig sein, um psych. Folgeschäden bei diesen vorzubeugen. Ausführliche Informationen zum therap. Umgang mit Suizidalität finden sich bei Reimer (2007). Suizid, erweiterter, Suizidalität unter Psychopharmakotherapie.

1. Allgemeine FaktorenHöheres Lebensalter
Geschlecht: Frauen häufiger Suizidversuche, Männer sterben häufiger durch Suizid
Alleinlebend
Unverheiratet
Einsamkeit, fehlendes soziales Netz
Psychische Erkrankungen, u.a. Schizophrenie, affektive Störungen, chronische Störungen
Persönlichkeitsstörungen
Massive Schlafstörungen (z.B. längere Phasen von Schlaflosigkeit)
Trennung oder andere zwischenmenschliche Verluste
Belastende Lebensereignisse (u.a. Arbeitsplatzverlust)
Kürzliche Entlassung aus einer psychiatrischen Klinik
Jahreszeitliche Schwankungen, v. a. Frühjahr (Mai) und Herbst (Oktober/November)
2. Spezifische FaktorenSelbstmordversuche in der Anamnese des/der Betroffenen
Selbstmordversuche oder Suizide in der familiären Anamnese
Impulsivität, v.a. im Zusammenhang mit früheren Suiziden
In letzter Zeit wiederholt Gedanken an Tod oder Selbstmord oder der Wunsch zu sterben
Wiederholte Anspielungen auf den Tod
Androhungen von Selbstmord
Selbstmordabsichten werden gegenüber spezifischen Dritten (z.B. nur einem bestimmten Freund, nur dem Therapeuten) geäußert
Zunahme in der Schwere bzw. Gewalttätigkeit der Selbstmordversuche
Vorsichtsmaßnahmen gegen das Entdecktwerden eines geplanten Suizids eruierbar
Ein konkreter Selbstmordplan liegt vor, Vorbereitungen wurden oder werden getroffen (z.B. Testament, Abschiedsbrief)
Verfügbarkeit oder Umsetzbarkeit der Methode ist gegeben (z.B. Waffe, Medikamente)
Medizinisches Hintergrundwissen ist vorhanden und wird berücksichtigt
Plötzliche Stimmungsänderungen (positiver wie negativer Art)
<Beginn oder Abklingen einer schweren depressiven Episode/td>
Starke Schuldgefühle
Hoffnungslosigkeit
Gefühl von Wertlosigkeit
Anhedonie bzw. Verlust der Lebensfreude
Subjektiv existieren wenig Argumente für ein Weiterleben
Patient schildert solche Überlegungen und Pläne sehr gelassen und emotionslos
Suizid: Risikofaktoren für Selbstmordgefährdung (Hautzinger & Mayer 2006)
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Referenzen und vertiefende Literatur

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