Stressmodell, transaktionales

 

[engl. transactional model of stress; lat. trans jenseits, actio Tätigkeit, Handlung], [GES], im transaktionalen

Stressmodell wird Stress als Prozess definiert, der sich in einem spezif. Zusammenspiel zw. Person und Umwelt vollzieht. Das Modell (in seiner Version der 1980er-Jahre) sieht ein System von Variablenklassen vor, das den Stressprozess beschreibt: (1) Antezedenzien. Beim Stressprozess treffen zunächst personenspezifische Antezedenzien wie Zielhierarchien, Verpflichtungen, generalisierte Erwartungen und Überzeugungen (Überzeugungssystem) auf umweltspezifische Antezedenzien, die z. B. die zeitliche Erstreckung der situationalen Anforderungen sowie das Vorhandensein sozialer Ressourcen betreffen. (2) Mediatoren: kogn. Bewertung und Bewältigung (Coping). Kogn. Bewertungen erklären die Entstehung des Stressprozesses. Primärbewertungen [engl. primary appraisal] sind Situationseinschätzungen, bei denen das Individuum die motivationale Relevanz (Motivation) der Situationsanforderungen beurteilt, ob etwa die Verfolgung aktueller Ziele behindert wird. Die Sekundärbewertung [engl. secondary appraisal] betrifft die eigenen Ressourcen, hier schätzt die Person ein, ob sie die wahrgenommenen Situationsanforderungen bewältigen kann. Zwar legt die Benennung der Bewertungsformen eine Sequenz nahe, die Autoren betonen jedoch, dass die Bewertungen in unterschiedlicher Reihenfolge ablaufen können und voneinander abhängig sind. Die Ergebnisse der kombinierten Bewertungen entscheiden darüber, ob Stress entsteht. Stress entsteht nicht, wenn eine Situation als gewinnbringend oder motivational irrelevant bewertet wird. Stressbegünstigende Bewertungen umfassen Schaden/Verlust, Bedrohung oder Herausforderung; sie entstehen, wenn die wahrgenommenen situationalen Anforderungen die eigenen Ressourcen strapazieren oder überfordern. Bewältigung bez. den Prozess der Handhabung der Diskrepanz zw. den wahrgenommenen Anforderungen und Ressourcen (Stressbewältigung). Im transaktionalen

Stressmodell werden zwei Bewältigungsfunktionen unterschieden, die abhängig von den Ergebnissen der kogn. Bewertung zur Anwendung kommen sollen. Problemorientierte Bewältigung umfasst die Veränderung des problemverursachenden Umstands oder den Ausbau der eigenen Ressourcen (z. B. Planung der Problemlösung). Emotionsorientierte Bewältigung reguliert die Stress-assoziierten Emotionen (z. B. pos. Umdeutung). (3) Kriterien. Bewertung und Bewältigung beeinflussen zunächst die unmittelbaren affektiven und physiol. Reaktionen auf die erlebte Stressepisode (Stressreaktivität), die ihrerseits Auswirkungen auf die langfristige emot., gesundheitliche und soziale Anpassung des Individuums haben. Nach erfolgreichen Bewältigungsanstrengungen, aber auch bei wahrgenommenen Veränderungen der Situation oder der eigenen Ressourcen startet der Prozess erneut (Neubewertung, engl. reappraisal). Häufig geäußerte Kritik am Modell betrifft z. B. die Konfundierung der unterschiedlichen Bewertungsformen, die schwierige Operationalisierung der Prozessannahmen und Mediatorvariablen sowie die daraus entstehenden Einschränkungen der empir. Überprüfbarkeit.

Referenzen und vertiefende Literatur

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