Sozialphänomenologie

 

[engl. social phenomenology; lat. socialis gemeinschaftlich, gr. φαινόμενον (phainomenon) Erscheinung, λόγος (logos) Wort, Lehre], [FSE, PHI, SOZ], innerhalb des sozialkonstruktivistischen Paradigmas (Sozialkonstruktivismus) ist die Sozialphänomenologie nach Peter L. Berger und Thomas Luckmann (1974) besonders prominent. Sie baut auf der Wissenssoziologie von Alfred Schütz (Fremdverstehen) auf. Auch die hermeneutische Wissenssoziologie (Soeffner, 2004), die für das Feld qualitativer Sozialforschung von großer Bedeutung ist, rekurriert auf sie: «Die Hermeneutische Wissenssoziologie setzt daran an, dass soziale Akteure sinnorientiert bzw. unter Bezug auf Sinnstrukturierungen, also sinnhaft-deutend agieren. Sie bezieht sich damit in der Tradition der Analysen von Alfred Schütz […] auf entspr. Konstitutionsprozesse im Bewusstsein bzw. der Praxis der Handelnden. Zugleich betont sie, wie Schütz, die soziale Genese oder Konstruktion der Deutungsschemata, die in Bewusstseinsprozessen zum Einsatz kommen und ein einfaches sinnliches ‹Erleben› erst in reflektierte, sinnhafte ‹Erfahrung› verwandeln. Wissenssoziol. zugänglich ist dann nicht die Intentionalität, das Erleben oder die Erfahrungsqualität im Einzelbewusstsein. Behauptet wird auch keineswegs der originale ‹Ursprung› der erwähnten Deutungsschemata im indiv. Bewusstsein – ganz im Gegenteil: Die Hermeneutische Wissenssoziologie interessiert sich für den ‹sozialen Sinn›, die sozialen Erzeugungsprozesse und Erscheinungsformen der gesellschaftlichen Wissensvorräte» (R. Keller, 2008, S. 78f.). Zentral für die Hermeneutische Wissenssoziologie bzw. die Sozialphänomenologie ist, dass sie sich von den bewusstseinsphänomenologischen bzw. introspektiv-hermeneutischen Ansätzen – wie v. a. die von Edmund Husserl oder Wilhelm Dilthey – abgrenzt: Diese versuchen, über Interpretationsprozesse auf die bewusstseinsförmigen Erfahrungen und Erlebnisse der erforschen Subjekte zuzugreifen, und verorten damit Deutungen vorrangig im indiv. Bewusstsein. Die Sozialphänomenologie löst also – allerdings nicht vollst. – die Genese von Sinn aus den Subjekten heraus auf hebt sie auf die Ebene des Sozialen selbst.

Referenzen und vertiefende Literatur

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