Sozialethik

 

[engl. social ethics; gr. ἠθικός (ethikos) sittlich], [EW, SOZ]Ethik der Normen und Prinzipien menschenwürdigen Zusammenlebens unter besonderer Berücksichtigung des Prinzips der Gerechtigkeit in sozialen Institutionen wie Familie, Schule, Betrieb, Erziehung, Moral, Recht. Mit psychol. Fragestellungen und Methoden kann das Verständnis der Entstehung und Bewältigung sozialethischer Probleme gefördert werden. Der Begriff des sozialethischen Problems oder der sozialethischen Differenz enthält das Problemverständnis: dass ein Widerspruch besteht zw. einer ethischen Norm oder Rechtsnorm einerseits und einer historisch realisierten Praxis oder Rechtswirklichkeit andererseits; enthält weiterhin die Problemkarriere: wie die Soziogenese des Problems verlaufen ist und dass es sich aus den realisierten Praxis- oder Lebensformen herausentwickeln werde; und das Problemlösungsverständnis: dass im moralischen oder Verantwortungsdiskurs anerkannt wird, dass der Widerspruch in Richtung auf Verwirklichung der ethischen oder Rechtsnorm überwunden werden soll.

Sozialethische Probleme (z. B. im Bereich von Arbeit, Wohnen, Bildung, körperlicher und psych. Gesundheit, sozialer Sicherheit, Umweltschutz, Umgang mit Minderheiten) stellen Herausforderungen dar an die Ps. als Wissenschaftssystem und als Anwendungssystem: einerseits gesellschaftliche Herausforderungen an das psychol. Anwendungssystem, als in zunehmendem Maße Psychologen in den genannten Bereichen als Berater, Planer, Schiedsrichter oder Erzieher oder Therapeuten tätig sind; andererseits wiss. Herausforderungen an das psychol. Wissenschaftssystem, insofern das Verständnis der Entstehung und Bewältigung sozialethischer Probleme die Überwindung der Dauerkrise in der Ps. (K. Bühler, 1927) im Zuge der Klärung theoret.-psychol. Fragen nach Lebensqualität und den Entwicklungs- und Innovationschancen im nationalen und internat. Rahmen verspricht: Gesellschaftspolitik, Entwicklungshilfe, Frieden (Friedenspsychologie), Menschenrechte.

I. S. der genetischen Epistemologie (Piaget, Jean) können phil. Probleme der Ethik mit entwicklungspsychol., spez. moralwiss. Fragestellungen und Methoden zu lösen versucht werden. Damit wird das historische und systematische Abhängigkeitsverhältnis der Ps. von der Philosophie vom Kopf auf die Füße gestellt. Dies kann nach Kohlberg (1971) dadurch gelingen, dass die Ontogenese der Moralentwicklung als die entwicklungsabhängige Bereitschaft aller von einem sozialethischen Problem Betroffenen beschrieben wird, ihre interaktive Kompetenz für eine gerechte Lösung des anstehenden Konflikts einzusetzen (Miller, 1980). moralische Entwicklung.

Referenzen und vertiefende Literatur

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