Selektion

 

[engl. selection; lat. selectio Auslese, Auswahl], [BIO, KOG, PER], i. R. der Evolutionstheorie Anpassung von Genen und Organismen an ihre Umwelt (natürliche Selektion). Die Selektion von Organismen beruht nach Charles Darwin (1859) darauf, dass die besser angepassten Varianten bei gleichem Energieaufwand mehr fortpflanzungsfähige Nachfahren haben (sie haben eine höhere Fitness; [engl.] Passung). Später wurde die Selektion auch auf die Selektion von Gen-Varianten (Allele) bezogen. Die Selektion wurde von Darwin auch als survival of the fittest beschrieben, was bis heute zu Missverständnissen führt, weil dies oft i. S. von «Überleben des Stärkeren» verstanden wurde. Fitness nach Darwin meint dagegen Fortpflanzungserfolg in einer bestimmten Umwelt, diese ist also umweltabhängig; ändert sich die Umwelt, kann sich die Fitness ändern. Fitness beruht nur z. T. auf der Lebenserwartung; Allele, die die Lebenserwartung fördern, aber die Zahl der Nachkommen senken, wären nicht fit. Fit sind dagegen Allele, die Kinderwunsch oder Nachlässigkeit bei der Schwangerschaftsverhütung fördern.

Unterschieden werden spezif. Mechanismen der Selektion: Schon Darwin (1871) beschrieb ausführlich die sexuelle Selektion bei Arten, die sich sexuell fortpflanzen. Die intrasexuelle Selektion bezieht sich auf die Rivalität innerhalb der Geschlechter bei dem Versuch, Sexualpartner zu gewinnen und gegen Rivalen abzuschirmen. Allele, die diese Fähigkeiten fördern, haben einen Selektionsvorteil. Die intersexuelle Selektion bezieht sich auf die Attraktivität beim anderen Geschlecht. Allele, die körperliche oder Verhaltensmerkmale fördern, die vom anderen Geschlecht für attraktiv gehalten werden, haben einen Selektionsvorteil. Unter der frequenzabhängigen Selektion wird verstanden, dass die Fitness eines Allels von seiner Häufigkeit in der Population abhängt. Frequenzabhängige Selektion wird zur Erklärung von stabilen Persönlichkeitsunterschieden herangezogen, wenn eine Zunahme der einen Variante die Fitness einer alternativen Variante fördert, z. B. bei Unterschieden in Soziosexualität. Betrifft die Selektion umweltabhängige indiv. Entwicklungsverläufe, wird von konditionalen Entwicklungsstrategien gesprochen. Ein Bsp. ist der frühe Pubertätszeitpunkt von Mädchen bei geringer väterlicher Fürsorge in der Kindheit; in Umwelten mit geringer väterlicher Investition kann eine frühe Pubertät mit vielen eigenen Kindern den Nachteil durch das Fehlen väterlicher Investitionen ausgleichen und deshalb einen Selektionsvorteil haben (Ellis, 2004).

 

[DIA], werden Pbn aufgrund von diagn. Daten entweder aufgenommen oder zurückgewiesen, werden sie also nur einer Kategorie zugeordnet, so spricht man von Selektion bzw. Selektionsentscheidungen. Wird die Selektion sequenziell durchgeführt (sequenzielle Strategie), so werden die ersten groben Sondierungen als Screening bez. Klassifikation.

[KOG], v. a. die Auswahl der lexikalen Einheiten, spez. bei der Produktion von Sätzen (Sprachproduktion). Nicht jede Einheit kann mit jeder anderen kombiniert werden. Um unzulässige Kombinationen zu vermeiden, sieht das Lexikon (Wörterbuch) bei den einzelnen lexikalen Eintragungen Informationen über Selektionsrestriktionen vor, das sind Angaben darüber, mit welchem Kontext die betreffende Eintragung kompatibel ist. Die Angaben werden in Form semantischer Merkmale (Bedeutungselemente) gemacht, die der Kontext erfüllen muss. Das heißt, dass best. Bedeutungskomponenten im Kontext einer lexikalischen Einheit auftreten müssen, soll eine Äußerung nicht inakzeptabel werden. Eine ps. Theorie der Selektion liefert Broadbent (1958). Die sprachlichen Selektionsvorgänge können bei Aphatikern gestört sein (Aphasie).

Referenzen und vertiefende Literatur

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