Selbstbericht

 

[engl. self report, self rating], [DIA, PER], syn. Selbsturteil, ist eine Methode der Persönlichkeits- und Verhaltensbeurteilung zu diagn. oder Forschungszwecken, bei der Personen gebeten werden, sich selbst zu beschreiben oder zu beurteilen. Dabei wird unterstellt, dass Personen am besten über sich selbst informiert sind, i. d. R. gern von sich berichten und die preisgegebenen Informationen einfach zu interpretieren sind. Darüber hinaus sind Selbstberichte ökonomisch und praktisch handhabbar. Selbstberichte können diverse Formate besitzen (Persönlichkeitsbeurteilungen, Häufigkeitseinschätzungen, Verhaltenskodierungen, Interviews) und grob unterteilt werden in direkte, indirekte und freie Selbstberichte. Mit direkten Selbstbericht werden alltagsps. gut repräsentierte Persönlichkeitsmerkmale (z. B. Selbstwert), mit indirekten Selbstbericht eher komplexe und sozial evaluative Merkmale (z. B. Aggressivität) und mit freien Selbstbericht offene Beschreibungen der Persönlichkeit erfasst. Typischerweise werden bei Selbstberichten Antworten über versch. Fragen (Item) eines Fragebogens oder Interviews aggregiert. Damit kann die Reliabilität der Testwerte gesteigert werden (Interne Konsistenz, Aggregationsprinzip, Spearman-Brown-Formel).

Die Objektivität von Selbstberichten kann nicht eindeutig abgesichert werden. Allerdings kann die Konstruktvalidität der durch Selbstberichte erhobenen Testwerte über die Prüfung der konvergenten und diskriminanten Validität geschätzt werden. Die konvergente Validität (Validität, konvergente) wird über die Korrelation mit verwandten Selbstberichtmaßen geprüft; allerdings kann diese durch geteilte Methodeneffekte überschätzt werden. Die Korrelation von Selbstberichten mit Fremdberichten (Fremdbericht) ist weniger anfällig für geteilte Methodeneffekte und i. d. R. mittelhoch (zw. r =,30 und r = ,60). Die Korrelation in Bezug auf Verhaltensmaße fällt selten höher als r = ,30 aus, u. a. weil diese nicht ausreichend aggregiert sind.

Arbiträres Antwortverhalten, begrenztes Wissen über sich selbst und Antworttendenzen wie soziale ErwünschtheitAkquieszenz und die Tendenz zu extremen Antworten (Tendenz zu Extremwerten) können die Validität von Selbstberichten beeinträchtigen. Unterscheiden sich Personen dauerhaft in der Nutzung von Antworttendenzen, wird von differenziellen Antwortstilen gesprochen, die selbst wiederum durch indirekte Selbstberichte erfasst werden können (Fragebogen zur Erfassung sozialer Erwünschtheit wie z. B. die Marlowe-Crowne-Skala). Diese können die Persönlichkeitsdiagnostik insofern belasten, als indiv. Besonderheiten zw. Personen damit verzerrt werden können. Zw. Personen geteilte Antworttendenzen können zwar allg. Untersuchungsergebnisse verzerren (z. B. Mittelwertunterschiede zw. Gruppen über- oder unterschätzen), führen jedoch nicht zu einer Verzerrung indiv. Unterschiede.

Möglichen Verzerrungen durch soziale Erwünschtheit kann durch adäquate Testinstruktion sowie die Zusicherung von Anonymität und Vertraulichkeit vorgebeugt werden. Die stat. Kontrolle der mit Selbstberichten erhobenen Daten für soziale Erwünschtheit ist nicht empfehlenswert. Stattdessen sollte soziale Erwünschtheit als überdauerndes Persönlichkeitsmerkmal betrachtet werden. Verzerrungen durch Aquieszenz kann durch balancierte Itempolung vorgebeugt werden; dies kann allerdings zulasten der internen Konsistenz (Cronbachs Alpha) gehen und die Faktorenstruktur des zu erfassenden Merkmals verzerren (Persönlichkeit, klassische faktorenanalytische Ansätze). Tendenzen zu extremen Antworten (Extremitätstendenz) kann vorgebeugt werden durch die Vorgabe dichotomer Antwortformate oder die Nutzung der Q-Sort-Methode (Q-Sortierung). Persönlichkeitstests.

Referenzen und vertiefende Literatur

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