Selbst, mögliche(s)
[engl. possible selves], [EM, KOG, SOZ], ist eine mentale Repräsentation eines zukünftigen Selbst und somit als eine Vorstellung einer Person darüber zu verstehen, wie sie sich selbst in der Zukunft sieht. Personen können zu jeder Zeit unterschiedliche mögliche
Selbst haben. Diese existieren domänenspezifisch für versch. Lebensbereiche, bspw. bezogen auf Beruf (z. B. «Ich könnte ein Geschäftsmann werden»), Sport (z. B. «Ich könnte ein Marathonläufer werden»), Freizeit (z. B. «Ich könnte auf viele Reisen gehen»), oder generelle Fähigkeiten (z. B. «Ich könnte ein erfolgreicher Redner werden»). Mögliche
Selbst können neben Hoffnungen und Zielen (z. B. «Ich wünsche mir, glücklich zu werden; ich will Arzt werden») auch Ängste und Bedrohungen umfassen (z. B. «Ich könnte depressiv werden»). Mögliche
Selbst setzen Anreize für Denken, Handeln (Handlungsabsicht) und Fühlen (Emotionen; d. h. sie stellen einen Endzustand dar, den es zu erreichen oder zu vermeiden gilt). Außerdem stellen sie Kontexte her, in denen das aktuelle Selbst evaluiert und interpretiert wird (d. h. Personen bewerten ihr aktuelles Selbst daran, inwieweit sie an ein relevantes mögliches
Selbst denken und wie erfolgreich sie bei der Realisierung des möglichen
Selbst sind). Mögliche
Selbst sind besonders dann effektiv für Selbstregulation (Selbstregulation, Informationsverarbeitung), wenn sie balanciert und plausibel sind. Balanciert bedeutet, dass pos. mögliche
Selbst (z. B. in Form von Hoffnungen und Annäherungszielen; Annäherungs-Leistungsziel) und neg. mögliche
Selbst (z. B. in Form von Ängsten und Vermeidungszielen; Vermeidungsorientierung) in einer Lebensdomäne relativ ausgewogen vorhanden sind. Sind mögliche
Selbst balanciert, benutzen Personen sowohl Strategien, um die pos. mögliche
Selbst zu erreichen, als auch Strategien, um die neg. mögliche
Selbst zu vermeiden. Plausibel bedeutet, dass die möglichen
Selbst mit konkreten Strategien verknüpft sind, wie das pos. mögliche
Selbst erreicht bzw. das neg. m.S. vermieden werden kann (z. B. «Ich erledige jeden Tag meine Hausaufgaben» oder «Ich gehe nicht auf eine Party in der Nacht vor einem Examen»"). Kinder mit balancierten und plausiblen mögliche
Selbst erzielen bessere Noten, erledigen häufiger ihre Hausaufgaben und beteiligen sich mehr am Unterricht als Kinder, die keine balancierten und plausiblen mögliche
Selbst haben.