psychologisches Gutachten

 

[engl. psychological report], [DIA], ist ein wiss. Produkt in Form eines (schriftlichen oder mündlichen) Berichts. Es nutzt Verfahren, die auf der Ps. als Wissenschaft aufbauen. Diese Verfahren dienen der Sammlung und Verdichtung von Informationen über die zu begutachtende(n) Person(en) mit dem Ziel, eine Antwort auf eine Fragestellung des Auftraggebers zu finden. Bei einem psychologischen Gutachten handelt es sich somit um die sachverständige Beantwortung einer Fragestellung durch einen Psychologen. Die Fragestellung betrifft dabei best. psych. Phänomene des Erlebens und Verhaltens, und zwar grundsätzlich in Zus.hang mit einer indiv., konkreten Fallbehandlung einer oder mehrerer Personen. Sehr häufig geht es dabei um eine Prognose. Das psychologische Gutachten dient als Entscheidungshilfe für den Auftraggeber, der oftmals ein psychol. Laie ist. Die Fragestellung betrifft dabei zumeist die Themenbereiche (1) ausbildungs- und berufsbezogene Eignungsdiagnostik, (2) ausbildungs- und berufsbezogene Rehabilitationsdiagnostik, (3) Entwicklungsdiagnostik im frühen Kindesalter, (4) forensisch-psychol. bzw. rechtspsychol. Diagnostik (Rechtspsychologie), (5) neuropsychologische Diagnostik, (5) verkehrspsychol. Diagnostik, (6) klin. und gesundheitspsychol. Diagnostik (inkl. gerontopsychol. und neuropsychologische Diagnostik) (Kubinger, 2019). Konkret handelt es sich um Fragen, die z. B. von «Besteht bei dem Kindergartenkind N.N. tatsächlich eine generelle bzw. spez. Entwicklungsverzögerung im visumotorischen Bereich?» über «Besteht bei N.N. eine Lese- und Rechtschreibstörung?», «Ist N.N. hochbegabt?» und «Welcher Kandidat ist am besten geeignet für die Stelle XY?» bis hin zu «Wie groß ist das Ausmaß der alkoholbedingten kogn. Beeinträchtigung von N.N.?» bzw. «Wie lautet die Kriminalrückfallprognose des zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilten N.N.?» reichen (aus der Fallbsp.sammlung bei Kubinger & Ortner, 2010).

Der Gutachter führt mit der betroffenen Person eine psychol. Untersuchung durch und bedient sich dabei versch. psychol.-diagn. Verfahren. Zu Letzteren zählen insbes. Exploration und Anmneseerhebung (Anamnese), (systematische) Verhaltensbeobachtung, psychol. (Leistungs-)Tests (Leistungstest) und Persönlichkeitsfragebogen. Dabei liegt es kraft seiner Kompetenz in der Verantwortung des Gutachters, welche Verfahren er jew. einsetzt; immer aber entspricht die Auswahl dem aktuellen Stand der Ps. als Wissenschaft. Mindestvoraussetzung ist dabei wohl die Erfüllung der DIN 33430 (Deutsches Institut für Normung e.V., 2016) als rechtsnächster Norm; sie reglementiert u. a., dass die Gültigkeit der eingesetzten Verfahren empirisch nachgewiesen ist und die Gültigkeit der Normwerte spätestens alle acht Jahre überprüft wird (Normierung).

Für die Erstellung von psychologischen Gutachten gibt es zur Wahrung des Konsumentenschutzes Standards, die von Fachverbänden (Diagnostik- und Testkuratorium der Föderation Deutscher Psychologenvereinigungen, 2017) oder Verwaltungseinrichtungen (z. B. Psychologenbeirat des österreichischen Bundesministeriums für Gesundheit, 2012) erstellt werden und auf «Lehrmeinungen» (Kubinger, 2019; Westhoff & Kluck, 2014) aufbauen. Diesen Standards gemäß muss ein psychologisches Gutachten den gesamten diagnostischen Prozess transparent machen. Das umfasst (1) die Konkretisierung des zunächst oft nur umgangssprachlich gegebenen Auftrags zu einer fachlich beantwortbaren Fragestellung, (2) die Herleitung psychol. Hypothesen über Bedingungszus.hänge zw. best. (erwünschten/angestreben bzw. unerwünschten) psych. Erlebens- und/oder Verhaltensweisen der zu begutachtenden Person(en) einerseits und gegebenen Umfeld-/Rahmenbedingungen andererseits, (3) die Auswahl anzuwendender psychol.-diagn. Verfahren, (4) die daraus gewonnenen Ergebnisse und Gelegenheitsbeobachtungen sowie (5) die aus allen gewonnenen Informationen getroffenen Schlussfolgerungen (Interpretationen). All das soll dazu führen, dass der Adressat die Beantwortung der Fragestellung des Gutachtens nachvollziehen kann. Was dabei die Herleitung psychol. Hypothesen über Bedingungszus.hänge betrifft, hilft z. B. die «Verhaltensgleichung» von Westhoff & Kluck (2014), wonach jedes Verhalten abhängig von Umgebungsbedingungen, Organismusbedingungen, kogn., emotionalen, motivationalen sowie sozialen Bedingungen ist. Psychologische Diagnostik.

Referenzen und vertiefende Literatur

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