Psychologie des Alterns

 

[engl. psychology of aging], [EW, GES], geschichtlich gesehen war Alternsforschung lange Zeit stark von med. bzw. biol. Forschungsarbeiten dominiert. Trotz erster verhaltenswiss. Erforschung des Alterns (v. a. des kogn. Alterns in den 1920er-Jahren) ist die Psychologie des Alterns erst seit den 1950er-Jahren zu einer im interdisziplinären Kanon der Altersforschung voll anerkannten Disziplin geworden. Heute ist völlig unstrittig, dass Altern als Veränderung nicht nur in körperlich-biol., sondern auch in psych. Bereichen begriffen werden muss. Psych. Altern ist stets im Kontext anderer Systeme zu sehen, z. B. auf der Ebene hirnorganischer Altersveränderungen oder gesellschaftlicher Einflüsse und Prägungen des Alterns. So ist die Psychologie des Alterns bes. durch ihre «Scharnierfunktion» zw. biol. Altersgeschehen und gesellschaftlich-politischen und damit auch historischen Überformungen des Alters gekennzeichnet. In Anlehnung an Weinert (1992) sind v. a. vier grundlegende Fragestellungen für die Psychologie des Alterns forschungsleitend: (1) Beschreibung und Analyse der Altersveränderungen psych. Merkmale und Mechanismen: v. a. die differenzierte Beschreibung des Verlaufs und der Variationen psych. Leistungen, von Verhalten und Erleben, primär altersbezogenen, aber auch durch Abstand vom Tod (Sterben) oder von markanten Lebenserfahrungen getriebenen. (2) Analyse der sich psychol. manifestierenden Bedingungen menschlichen Alterns; hier steht die Frage im Vordergrund, in welcher Weise psych. Entwicklungen Altersverläufe und Altersausgänge beeinflussen. Z. B. gehört die subj. bewertete, nicht die obj. gegebene Gesundheit zu den entscheidenden Prädiktoren von Wohlbefinden und Lebensqualität, und subj. Gesundheit leistet selbst nach Kontrolle der obj. Gesundheit noch einen eigenständigen Beitrag zur Varianzaufklärung von Unterschieden im Todeszeitpunkt. (3) Untersuchung der psych. Verarbeitung und Bewältigung (Coping) des Alterns bzw. der mit dem Älterwerden verbundenen Defizite, Einschränkungen und Verluste: eine diesbzgl. bedeutsame Thematik hat v. a. unter der Bez. Wohlbefindensparadox (Wohlbefinden) ihren Niederschlag gefunden, d. h. Menschen halten im Durchschnitt trotz zunehmender Verlusterfahrungen bis weit in ihr spätes Alter hinein ein hohes Maß an Wohlbefinden aufrecht. Heute werden vielfach ressourcenorientierte Sichtweisen (Ressourcen, gesundheitsbezogene, Salutogenese) des Alterns präferiert, die proaktive Selbstregulations- und Zielprozesse beinhalten. (4) Psychosoziale Beeinflussung unerwünschter Erscheinungen und Begleiterscheinungen des Alterns: die Entstehung einer auch interventionsbezogenen Psychologie des Alterns war historisch gesehen ein sehr bedeutsamer Schritt in der Entwicklung der Altersforschung insges., denn lange Zeit ist man davon ausgegangen, Altern sei ein relativ unveränderliches biol. Abbauprogramm, das kaum beeinflussbar sei. Es liegt sehr robuste Evidenz dahingehend vor, dass unterschiedliche Interventionsformen wie unterschiedliche Trainingsansätze (kogn., soziale, körperliche Aktivität) sowie Psychotherapie auch bei alten Menschen bedeutsame Effektgrößen erreichen. Solche Befunde sind wiederum gesellschaftlich und versorgungsbezogen von hoher Relevanz, unterstreichen sie doch, was alten Menschen und damit unserer alternden Gesellschaft alles möglich wäre, wenn die entspr. Rahmen-, Trainings- und Anregungsbedingungen geschaffen bzw. weiter intensiviert würden. Lebensalter, drittes und viertes, Altersbilder, Altersveränderungen, Altersunterschiede, Selektion, Optimierung und Kompensation, Modell der (SOK-Modell).

Referenzen und vertiefende Literatur

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