Professionalisierung von Lehrkräften

 

[engl. professionalization of teachers; lat. professio Beruf], [PÄD], der Begriff Professionalisierung beinhaltet zwei Bedeutungen: (1) Als Merkmal einzelner Lehrkräfte beschreibt Professionalisierung das Ausmaß, inwieweit Lehrkräfte über diejenigen kogn. (Kognition) und motivational-affektiven (Motivation, Emotionen) Merkmale verfügen, die notwendig sind, um die Anforderungen des Berufs bewältigen zu können. (2) Als Merkmal der Berufsgruppe der Lehrkräfte beschreibt Professionalisierung das Ziel, den Lehrerberuf durch klare Aufgabenbeschreibungen, die Festlegung von Ausbildungszielen sowie einer festen Verankerung von Fortbildungsverpflichtungen (Aus- und Fortbildung) zu modernisieren und von Beliebigkeiten zu befreien. Ein Bsp. für diesen Professionalisierungsprozess sind die 2004 von der Kultusministerkonferenz verabschiedeten Standards für die Lehrerbildung. In beiden Bedeutungen ist der Begriff Ausdruck eines veränderten Verständnisses des Lehrerberufs, der lange Zeit als Kunst oder Handwerk galt, für das Lehrkräfte best. Persönlichkeitseigenschaften (Persönlichkeitsmerkmal) oder Talente mitbringen mussten. Seit etwa den 1990er-Jahren wird jedoch zunehmend betont, dass berufsspezifische und v. a. auch erlernbare Merkmale das Handeln und den Erfolg von Lehrkräften bestimmen und dass der Aufbau dieser Merkmale ein professionsspezifischer Lernprozess ist (Lehr-Lern-Prozesse, Lehr-Lern-Forschung). Wegweisend waren hier die Arbeiten von Shulman (1987), der versch. Bereiche professionellen Wissens für Lehrkräfte unterschied (v. a. Fachwissen, fachdidaktisches und päd. Wissen (Didaktik, Pädagogik)) und postulierte, dass diese Wissensbereiche – in Verbindung mit professionellen Überzeugungen (Überzeugungssystem) – die notwendigen kogn. Voraussetzungen, die Lehrkräfte benötigen, darstellten. Professionelles Wissen und professionelle Überzeugungen werden auch als Lehrerexpertise bezeichnet (Bromme, 2008). In Weiterführung dieses Ansatzes betonen jüngere Arbeiten zur sog. professionellen Kompetenz, dass Professionalität nicht ausschließlich aus kogn., sondern auch motivational-affektiven Merkmalen wie Selbstwirksamkeit (Selbstwirksamkeitserwartung), intrinsischen Orientierungen und beruflichen Selbstregulationsfähigkeiten (Selbstregulation) besteht (Baumert & Kunter, 2006). Für Psychologen ist die Professionalität von Lehrkräften unter zwei versch. Aspekten relevant: Zum Ersten beschäftigt sich päd.-psychol. Forschung zunehmend mit der Messung und Identifikation (Diagnostik) zentraler professioneller Merkmale und untersucht Struktur und Entwicklung der Professionalität, insbes. mit der Fragestellung, wie Professionalität durch spezif. Interventionen oder i. R. der Lehrerbildung gefördert werden kann. Zum Zweiten sind Psychologen aktiv daran beteiligt, die Professionalität von Lehrkräften zu erhöhen, indem sie (1) Pädagogische Ps. als Fach i. R. der universitären Lehrerbildung lehren, (2) Trainings und Weiterbildungsmaßnahmen für Lehrkräfte anbieten und (3) als Schulpsychologen Lehrkräften durch Beratungen und Supervisionen unterstützen (Schulpsychologie).

Referenzen und vertiefende Literatur

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