Priming

 

[engl.] (Vor-)Bahnung, Vorbereitung, Zündung, [lat. primus der Erste], [KOG, SOZ], meint die Beeinflussung oder Veränderung eines Einstellungssets und global des Denkens, Fühlens und Handelns oder (auf einer mittleren Betrachtungsebene) auch die Voraktivierung eines Konzeptes (für neuronale Netze: Aktivierungsmusters) durch eine best. (exp.) Induktion. Ein Reiz oder Ereignis A hat eine Wirkung auf die Verarbeitung der nachfolgenden Ereignisse B oder den Umgang damit. Priming bedeutet meist, dass (implizit) Gedächtnisinhalte, Denkoperationen oder Verhaltensweisen aktiviert werden, die im Folgenden erhöht zugänglich sind. Der Begriff Priming wurde erstmals in den 1950er-Jahren in der Ps. i. R. einer Debatte darüber, wie flüssige Sprache überhaupt entstehen kann, verwendet. Karl Lashley postulierte, dass flüssige Sprache ermöglicht wird, indem vor dem Aussprechen das Wort voraktiviert – also geprimt – wird, da ansonsten immer nur ein Wort nach dem anderen produziert werden könnte. In der Folge wurde der Begriff Priming für die Voraktivierung mentaler Konzepte durch zunächst ausschließlich interne Reize und Gedanken sowie bald darauf überwiegend durch externe Reize, Kontexte und Ereignisse benutzt.

Priming als globales Phänomen wird meist realisiert durch (1) explizite Instruktionen oder Information durch Vl, wodurch der Pb zu best. Handlungen oder Denkmustern angeleitet wird oder Konzepte aktiviert werden; (2) Aussagen und nonverbale Interaktionen des Vl oder eines Komplizen (z. B. Berührungen); (3) An-/Abwesenheit von Personen, Tieren oder Gegenständen; (4) Bildreize oder tatsächlich vorhandene Objekte; (5) Düfte oder Nahrungsmittel; (6) Geräusche, Musik; (7) Film- oder Medien(ausschnitte), Nachrichten, Computerspiele; (8) globale Variation des Kontextes (z. B. Ort); (9) best. Aufgaben, die die Vp lösen oder bearbeiten muss (task-sets, Aufgabenwechsel); (10) Reize, die in einem vorgeschalteten oder dem eigentlichen Experiment verwendet werden (z. B. best. Wörter, Bilder, Symbole); (11) teilweise auch Medikamenten- oder Hormongaben.

Als abhängige Variablen werden ganz unterschiedliche Maße verwendet, z. B. Konsumverhalten, Stimmung, best. Parameter von Bewegungen (z. B. Anzahl an Putzbewegungen, Geschwindigkeit des Gehens), Persistenz bei der Bearbeitung unlösbarer Aufgaben, Angaben über geplantes zukünftiges Verhalten, prosoziales Verhalten und auch die Leistung in Reaktionszeitexperimenten. Das Priming kann hierbei vor oder während der Erfassung der abhängigen Variablen erfolgen. I. d. S. können bspw. Werbung, subliminale, Wirkungen von Aphrodisiaka, Ankereffekte, Stimmungsmanipulationen, Embodiment-abgeleitete Variationen körperlicher Stellungen oder Zustände, Stereotypaktivierungen und Experimente zum Gedächtnis, bei denen in einer ersten Phase best. Wörter zu lernen sind und in einer zweiten Phase z. B. bei freien Assoziationen zu anderen Begriffen die Wörter aus der ersten Phase häufiger genannt werden oder auch Gedächtnisexperimente, bei denen der Kontext (z. B. anderer Raum) während der Lern- und Wiedergabephase variiert wird, i. S. eines Primings verstanden werden. Priming-Paradigma.

Referenzen und vertiefende Literatur

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