Persönlichkeitsmerkmale, Stabilität der

 

[engl. stability of personality traits, lat. stabilis fest(-stehend)], [EW, PER], der Begriff Stabilität der Persönlichkeitsmerkmale wird in der Entwicklungs- und Persönlichkeitsps. auf viererlei unterschiedliche Weise verwendet. Absolute Stabilität meint Konstanz eines Merkmals eines Individuums (z. B. der Aggressivität eines Kindes) zw. zwei Messzeitpunkten. Mittelwert-Stabilität [engl. mean-level stability], syn. normative Stabilität [engl. normative stability], meint Konstanz der Mittelwerte eines Merkmals in einer Stichprobe von Personen (z. B. würde eine generelle Zunahme der Aggressivität nach Einsetzen der Pubertät nicht nur die absolute Stabilität der Aggressivität der einzelnen Personen, sondern auch die Mittelwert-Stabilität des Merkmals Aggressivität verletzen). Perfekte Mittelwert-Stabilität ist durchaus mit absoluter Instabilität vereinbar, sogar bei allen Personen, nämlich dann, wenn die indiv. Zunahmen durch entspr. Abnahmen anderer Individuen ausgeglichen werden.

In diesem Falle läge dann auch eine niedrige Rangordnungsstabilität, syn. Positionsstabilität [engl. rank-order stability, positional stability] vor. Darunter wird die Konstanz der Rangordnung der Personen in der betrachteten Stichprobe zw. den beiden verglichenen Zeitpunkten verstanden. Im obigen Bsp. würden die Jugendlichen mit zunehmender Aggressivität auch in der Rangordnung nach Aggressivität zunehmen und die mit abnehmender Aggressivität auch in der Rangordnung abnehmen. Mittelwert-Stabilität impliziert also keineswegs Rangordnungsstabilität. Auch umgekehrt impliziert hohe Rangordnungsstabilität nicht hohe Mittelwert-Stabilität oder absolute Stabilität. Wenn nämlich alle Personen identische Veränderungen zeigen, ist die absolute und Mittelwert-Stabilität niedrig, aber die Rangordnungsstabilität perfekt.

Gemessen wird die absolute Stabilität durch Vergleich der beiden Werte einer Person in der Messung desselben unstandardisierten Merkmals (z. B. Testergebnisse in Rohwerten bei demselben Test, Urteile für dasselbe Item in demselben Fragebogen). Entsprechend wird die Mittelwert-Stabilität erfasst durch die Differenz der beiden Merkmalsmittelwerte einer Stichprobe von Personen. Die Rangordnungsstabilität wird durch die Korrelation des Merkmals zw. den beiden Messzeitpunkten bestimmt. Inhaltlich besagt eine langfristige Mittelwert-Stabilität, dass das betrachtete Merkmal keine bedeutsamen generellen Entwicklungsveränderungen zeigt, während eine langfristige Rangordnungsstabilität einer Persönlichkeitseigenschaft besagt, dass es keine bedeutsamen Persönlichkeitsveränderungen in dieser Eigenschaft gibt.

Inzw. liegen zahlreiche Längsschnittuntersuchungen zur langfristigen Stabilität von Persönlichkeitseigenschaften vor, die zu einer Revision des Glaubens an die prägende Kraft der frühen Kindheit geführt haben. Gut bestätigt sind Mittelwertsveränderungen in drei der Big-Five-Persönlichkeitsfaktoren (Fünf-Faktoren-Modell) im Verlauf des Erwachsenenalters: Neurotizismus nimmt ab und Gewissenhaftigkeit und Verträglichkeit nehmen zu, was insgesamt als zunehmende Reife interpretiert werden kann. Ebenso gut bestätigt sind Veränderungen der Rangordnungsstabilität der Big Five im Sinne einer nur langsam zunehmenden Stabilisierung im Verlauf des Lebens von der frühen Kindheit bis ins mittlere Erwachsenenalter (Persönlichkeitsstabilisierung, Mechanismen der). Erst in hohem Alter nimmt die Stabilität wieder ab aufgrund biol. Alterungsprozesse, die bei versch. Personen unterschiedlich verlaufen. Bis ins mittlere Erwachsenenalter hinein finden also noch substanzielle Persönlichkeitsveränderungen statt. Viel schneller dagegen verläuft die Stabilisierung der Intelligenz; schon mit etwa 8 Jahren wird eine sehr hohe 7-Jahres-Rangordnungsstabilität von etwa ,75 erreicht (Intelligenz, Niveaustabilität, Intelligenz, Positionsstabilität).

Neben der absoluten Stabilität eines einzelnen Merkmals wird manchmal auch die Profil-Stabilität [engl. profile stability] untersucht, die sich auf die Stabilität von Persönlichkeitsprofilen bezieht (Persönlichkeit). Z. B. kann man sich für die Stabilität von Big-Five-Profilen auf der Basis von Big-Five-Selbstbeurteilungen interessieren. Die Profil-Stabilität wird meist durch die Korrelation bzw. Intraklassenkorrelation der Profilwerte bestimmt. Beruhen die Profile auf unstandardisierten Werten, ist zu beachten, dass die Profil-Stabilität auf zwei unterschiedlichen Komponenten beruht: der Stabilität des mittleren Profils der betrachteten Stichprobe und der Stabilität der Abweichung des indiv. Profils vom mittleren Profil (distinktive Profil-Stabilität [engl. distinctive profile stability]). Z. B. ist bei Persönlichkeitsbeurteilungen der Mittelwert sozial erwünschter Eigenschaften (soziale Erwünschtheit) höher als der Mittelwert sozial unerwünschter Eigenschaften, und dieser Unterschied ist stabil, sodass die Profil-Stabilität bei Eigenschaften, die in sozialer Erwünschtheit variieren, schon deshalb größer als null ist. Bei Profilen, die auf interindiv. standardisierten Werten pro Messzeitpunkt beruhen (z. B. IQ-Profilen), besteht dieses Problem nicht. charakteristische Adaptationen (cA).

Referenzen und vertiefende Literatur

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