Persönlichkeitsfaktor

 

[engl. personality trait], [PER], in der empirischen Persönlichkeitsforschung verwendeter Begriff für analytische Einheiten der Persönlichkeit, die durch die Methode der Faktorenanalyse (FA) gewonnen werden (Persönlichkeit, klassische faktorenanalytische Ansätze). Ein Persönlichkeitsfaktor beschreibt interindiv. Unterschiede in der Ausprägung des Faktors auf einer Dimension (z. B. beschreibt der Faktor Extraversion im Fünf-Faktoren-Modell interindiv. Unterschiede auf der Dimension Introversion − Extraversion). Vom wissenschaftstheoretischen Standpunkt sind Persönlichkeitsfaktoren Konstrukte. Ihrer Gewinnung nach sind sie Ordnungsbegriffe oder Beschreibungsdimensionen der Persönlichkeit. Sie werden aber auch v. a. von R. B. Cattell kausal (Persönlichkeitsfaktoren als Quellen der Variation) interpretiert. In diesem Sinne ist auch die von ihm stammende Bez. source traits zu verstehen: Sie sind als faktorielle Beschreibungsdimensionen die dem Verhalten zugrunde liegenden Bedingungen. Dagegen sind surface traits (Oberflächenmerkmale) «nur» clusters von Variablen, aus denen sich im Falle einer Durchführung einer Faktorenanalyse mehr als ein Faktor ergeben würde. Sie sind daher keine einheitlichen Beschreibungsdimensionen. Die wichtigsten formalen Einteilungsgesichtspunkte für faktorielle Beschreibungsdimensionen, nach denen Persönlichkeitsfaktoren beurteilt werden, sind die folg. (Herrmann, 1972): (1) Generalität und Spezifität (nach der Anzahl von Personen, die einen best. Faktor aufweisen), (2) Enge (der betreffende Faktor weist nur eine hohe Ladung auf) und Weite (mehrere hohe Ladungen), (3) Abhängigkeit (bei schiefwinkliger Rotation – hier kann eine weitere FA durchgeführt werden, wobei die Interkorrelationsmatrix aus den (korr.) Faktoren erster Ordnung (Primärfaktoren) besteht; die extrahierten Faktoren zweiter Ordnung liegen daher auf einem wesentlich höheren Abstraktionsniveau) und Unabhängigkeit (bei rechtwinkliger Rotation), (4) Unipolarität (z. B. Eysencks Neurotizismusdimension) und Bipolarität (z. B. Eysencks Extra-Introversionsdimension, Introversion), (5) Arten der Interkorrelationsmatrix. Bei der R-Technik werden Variablen interkorreliert und faktoranalysiert, das Ergebnis sind Eigenschaftsfaktoren (traits); bei der P-Technik werden Variablen interkorreliert und faktoranalysiert, die zu versch. Zeitpunkten abgenommen wurden, das Resultat sind Zustandsfaktoren (state factors), d. h. Faktoren der Kovariation über die Zeit; bei der Q-Technik werden Personen interkorreliert und faktoranalysiert, das Ergebnis sind Typenfaktoren, die Personengruppen gleicher Testfaktorstruktur def. Eine ebenfalls sehr wichtige Bedeutung für die Beurteilung von Persönlichkeitsfaktoren kommt der Art der Ausgangsdaten zu. Man unterscheidet: L-Daten aus Fremdbeurteilungen (Fremdbeurteilungsverfahren, Verhaltensbeurteilungen), Q-Daten, Selbstbeurteilung (Fragebogen), und T-Daten, objektive Tests. Durch den jew. Beobachtungsmodus bedingt, werden versch. Bereiche der Persönlichkeit erfasst. Es ist darauf zu achten, dass die resultierenden Persönlichkeitsfaktoren nicht direkt vergleichbar sind. Persönlichkeitsfaktoren aus T-Daten z. B. liegen schon auf einem höheren Abstraktionsniveau und sind in etwa Faktoren zweiter Ordnung aus Q-Daten vergleichbar. Die Mehrzahl der Untersuchungen beruhen aber auf Q-Daten, die mithilfe der R-Technik analysiert werden.

Referenzen und vertiefende Literatur

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