Persönlichkeit, klassische faktorenanalytische Ansätze

 

[engl. personality, classic factor analytic approaches], [PER], klassische faktorenanalytische Ansätze sind einflussreiche Modelle der Persönlichkeit, deren Beschreibungsdimensionen (Persönlichkeitsfaktor) auf sehr vielen Fragebogenitems (oder anders gestalteten Testaufgaben) beruhen, die von Pbn beantwortet wurden; diese Antworten wurden dann mittels der Methode der Faktorenanalyse auf wenige Dimensionen reduziert.

Das Faktorenmodell von R. B. Cattell: Um die «Gesamtsphäre der Persönlichkeit» zu erfassen, übernahm Cattell (1965) mittels lexikalischer Erhebung (lexikalischer Ansatz) gefundene, psychol. relevante Eigenschaftsbegriffe, die Erlebnisse und Verhaltensweisen bez., reduzierte diese mittels versch. Techniken (z. B. Clusteranalyse) auf 36 versch. Variablen, die er surface traits oder Oberflächeneigenschaften nannte. Die Faktorenanalyse der Interkorrelationen dieser Oberflächeneigenschaften lieferte 16 bipolare Faktoren (Persönlichkeitsfaktor), die Cattell als fundamentale Persönlichkeitsdimensionen, Grundeigenschaften oder source traits mehrfach und übereinstimmend aus L-Daten und Q-Daten extrahierte. Der 16-Persönlichkeits-Faktoren-Test Revidierte Fassung (16 PF-R) ist ein Instrument zur Messung dieser Dimensionen. Diese 16 fundamentalen Persönlichkeitsdimensionen sind abhängige Faktoren. Aus der zugehörigen Interkorrelationsmatrix (Korrelation) extrahierte Cattell Faktoren zweiter Ordnung, die z. T. mit den Grunddimensionen von Eysenck, Guilford und dem Fünf-Faktoren-Modell übereinstimmen: Extraversion – Introversion, Angst – emotionale Anpassung (entspricht Neurotizismus), Gefühlsbestimmtheit – Nüchternheit.

Das Faktorenmodell von J. B. Guilford: Guilford (1959) verstand (im Ggs. zu R. B. Cattell) unter traits nicht nur Merkmale des Verhaltens (behavior traits), sondern auch sog. somatische traits morphologischer und physiol. Art. Da Guilford von einer logischen (apriorischen) Theorie ausging, in die er die empirischen Ergebnisse einzuordnen versuchte, teilte er die traits systematisch in sieben Modalitäten ein: sehr komplexe allg. traits und personbezogene traits, die sich als konsistente Verhaltensweisen auf eine begrenzte Anzahl best. Situationen beziehen, jedoch nicht ausschließlich auf gelernte Reiz-Reaktions-Verbindungen (habit). Dazu führte Guilford den neuen Terminus hexis ein. Die zahlreichen empirischen Untersuchungen Guilfords führten zu einer Vielzahl von faktoriellen Beschreibungsdimensionen, die sich in sein Gesamtmodell der Persönlichkeit einordnen lassen: (1) Morphologische Dimensionen (z. B. «Kopfgröße»), (2) Physiologische Dimensionen (z. B. sympathische vs. parasympathische Erregungsdominanz), (3) Eignungsdimensionen (Fähigkeiten im Bereich der Wahrnehmung, der Psychomotorik und des Denkens einschließlich Intelligenz), (4) Temperamentsdimensionen, die das «Wie», d. h., die Art und Weise eines best. Verhaltens beschreiben (Temperament). Obwohl Guilford nur orthogonale, d. h. stat. unabhängige Faktoren zuließ, zeigten Untersuchungen, dass Guilfords Primärfaktoren miteinander korrelieren, d. h. nicht unabhängig sind, wenn sie direkt gemessen werden. Die extrahierten Faktoren zweiter Ordnung entsprechen den drei Faktoren zweiter Ordnung von R. B. Cattell (s. o.).

 Die Faktorentheorie von H. J. EysenckEysenck (1947) ging von einzelnen Verhaltensweisen aus und kam durch systematische Zusammenfassung zu versch. abstrakten Verhaltensniveaus: spezifische Reaktionen (SR), habituelle Reaktionen (habit), traits (hoch korrelierende habituelle Reaktionen) und types (wenige unabhängige Faktoren zweiter Ordnung). Im Ggs. zu Guilford und Cattell legte Eysenck bes. Wert auf die Faktoren des Typ-Niveaus (obwohl auch er mehrere voneinander abhängige Faktoren erster Ordnung fand): (1) Extraversion vs. Introversion und (2) Neurotizismus vs. emot. Stabilität. Später erweiterte H. J. Eysenck zus. mit seiner Frau Sybil Eysenck dieses zweidimensionale Modell durch Hinzunahme des Faktors Psychotizismus zu dem dreidimensionalen PEN-Modell (Eysenck & Eysenck, 1976). Zur Messung dieser Faktoren entwickelte Eysenck mehrere Persönlichkeitsfragebogen, u. a. MMQ (Maudsley Medical Questionary), MPI (Maudsley Personality Inventory), Eysenck Personality Inventory (EPI). Die Abb. kontrastiert die Ansätze von Cattell, Guilford und Eysenck.

Das Fünf-Faktoren-Modell: Auf der Grundlage umfangreicher lexikalischer Analysen des engl. Lexikons wurde das Fünf-Faktoren-Modell entwickelt, das neben den Dimensionen Extraversion und Neurotizismus die Dimensionen GewissenhaftigkeitVerträglichkeit und Offenheit enthält. Es ist derzeit das verbreitetste Faktorenmodell in der Persönlichkeitsps., auch wenn inzw. weitere alternative Modelle vorgeschlagen wurden (Persönlichkeit, neuere faktorenanalytische Ansätze).

 Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die faktorenanalytischen Ansätze Produkte vielfach kontrollierter Messungen und math. Analysen sind. Trotz des enormen empirischen Aufwandes, der hinter diesem Paradigma steht, ist die Frage, wie generell oder universell die daraus abgeleiteten Persönlichkeit sind, noch nicht abschließend beantwortet. Gegen das meth. Konzept der Faktorenanalyse in der Persönlichkeitsforschung wurden immer wieder von den idiografisch orientierten Forschern Einwände vorgebracht (Block, 1995). Indem die Faktorenanalyse i. S. einer konfirmatorischen Strukturanalyse systematisch angewendet wurde, trug sie dazu bei, die Struktur von Persönlichkeitsbeurteilungen systematisch aufzuklären.

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Persönlichkeit, klassische faktorenanalytische Ansätze:Faktoren unterschiedlicher Generalität in den Modellen von Eysenck, Guilford und Cattell

Referenzen und vertiefende Literatur

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