Müller, Georg Elias

 

(1850–1934), [HIS, KOG, WA], Georg Elias Nathanael Müller war ein bedeutender Psychologe in der Tradition der Psychophysik mit Schwerpunkten in den Bereichen der Sinneswahrnehmung und des Lernens. Georg Elias Müller wurde in Grimma als Sohn eines Pastors geb. Er studierte zunächst in Leipzig und Berlin Philosophie und Geschichte, nahm dann1870/71 als Freiwilliger und Offizier am Krieg teil. Ab 1872 studierte er in Göttingen bei Rudolf H. Lotze, wo er mit einer Dissertation über die «Theorie der sinnlichen Aufmerksamkeit» – vermutlich der ersten exp. Untersuchung über Aufmerksamkeit überhaupt – zum Dr. phil. promoviert wurde. Nach einer Zeit als Hauslehrer konnte sich M. in Göttingen habilitieren. Er wurde dann 1880 Professor in Czernowitz und ab 1881 in Göttingen, wohin er als Nachfolger von Lotze berufen wurde und das zweite Psychologische Laboratorium nach dem Leipziger Institut von Wundt  begründete. M. führte die Psychophysik Fechners fort, indem er Fragestellungen der Psychophysik mit großer Genauigkeit exp. untersuchte und u. a. Fechners Ergebnisse zur Unterschiedsempfindlichkeit von Gewichten präzisierte. Der Bereich der optischen Farbwahrnehmung war der zweite von Müller bearbeitete Bereich der Psychophysik. Nach der Veröffentlichung der Ergebnisse von Hermann Ebbinghaus begann M. ab Mitte der 1890er Jahre mit der Überprüfung der Lernkurven von Ebbinghaus, wobei er verbesserte Forschungsmethoden nutzte. Müller und sein Schüler Pilzecker veröffentlichten 1900 eine Monographie, die Berichte über 40 Experimente aus der Zeit 1892 bis 1900 zum Erlernen, Vergessen und Erinnern enthielt (Müller, Pilzecker, 1900). Müller veröffentlichte 1911, 1913 und 1917 «Zur Analyse der Gedächtnistätigkeit und des Vorstellungsverlaufes» in drei Teilen. Da Müller in seiner Zeit mit der Psychophysik eine «ältere» Psychologie vertrat, wurde er u. a. von führenden Gestaltpsychologen kritisiert. Dabei war er – anders als Wundt oder Stumpf  eigentlich ein «reiner» Psychologe und hatte in seinen Forschungsergebnissen teilweise spätere Befunde vorweggenommen. M. hatte eine Reihe bedeutender Schüler, unter ihnen Narziss Ach, Joseph Fröbes, Erich Jaensch, David KatzOswald KülpeGéza Révész und Friedrich Schumann. Müllers Institut war ebenso für ausländische Studierende attraktiv. Müller gehörte zu den Begründern der Gesellschaft für experimentelle Psychologie, heute Deutsche Gesellschaft für Psychologie, deren Vorsitzender er bis 1925 war. Müller war zudem Mitherausgeber der Zeitschrift für Physiologie. Georg Elias Müller starb 83-jährig in Göttingen. Das Institut für Ps. der Georg-August-Universität Göttingen trägt inzwischen Müllers Namen.

Referenzen und vertiefende Literatur

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