Maskulinität
[engl. masculinity; lat. masculinus männlich], [GES, PER, SOZ], Maskulinität beinhaltet versch. Attribute, die als typischer für Personen des männlichen Geschlechts angesehen werden. Dazu gehören (instrumentelle oder agentische) Persönlichkeitseigenschaften (z. B. «dominant», «aggressiv»), Einstellungen und Werte (z. B. «karriereorientiert»), Verhalten (z. B. «Risiko und Abenteuer suchend») und Merkmale der äußeren Erscheinung (z. B. «muskulös»). Maskulinität enthält sozial erwünschte wie unerwünschte Komponenten. Früher wurde Maskulinität als das eine Ende einer bipolaren Dimension angesehen, deren anderes Ende Femininität darstellte. Von Männern wurde dementsprechend erwartet, dass sie möglichst maskulin und wenig feminin sein sollten. Erst in den 1970er-Jahren kam Kritik an dieser eindimensionalen Konzeption auf, vor allem durch Anne Constantinople, die postulierte, dass Maskulinität und Femininität zwei voneinander unabhängige Dimensionen seien. Demnach können Männer und Frauen unabhängig von ihrem biol. Geschlecht hohe oder niedrige Werte von Maskulinität (wie auch Femininität) aufweisen. Dieser Anregung wurde Rechnung getragen durch die Entwicklung versch. Instrumente wie dem Bem Sex Role Inventory (BSRI) und dem Personal Attributes Questionnaire (PAQ), die Maskulinität und Femininität als zwei unabhängige Dimensionen erfassten. Damit einhergehend wurde das Konzept der Androgynie populär. Die neuere Forschung betrachtet Maskulinität und Femininität als multidimensionale Konstrukte, die nicht nur Persönlichkeitseigenschaften beinhalten. Die Erfassung von Maskulinität über Prototypen ist ein Versuch, die Multidimensionalität des Konstruktes adäquater abzubilden. Forscher wie Robert Connell unterscheiden versch. Formen von Maskulinität, deren dominanteste die sog. «hegemoniale Maskulinität» ist. Hegemoniale Maskulinität ist aggressiv, dominant, nicht emot. und nicht feminin und hat die Legitimierung männlicher Dominanz in der Gesellschaft zum Ziel (Macho-Personality). Hegemoniale Maskulinität gilt auch als eine wesentliche Ursache für riskantes Gesundheitsverhalten bei Männern (exzessiver Alkoholkonsum, reckless driving, riskante Sportarten). Geschlechtsrollen-Selbstkonzept.