Lotze, Rudolph (auch: Rudolf) Hermann
(1817–1881), [HIS, PHI, WA], bedeutender Philosoph, Arzt und Psychologe des 19. Jhd.; Studium der Philosophie und Naturwiss. ab 1834 an der Universität Leipzig bei E. H. Weber, A. W. Volkmann und G. T. Fechner, 1838 Promotion in Philosophie mit einer Arbeit über Descartes und Leibniz, 1838 Promotion in Med., 1838–39 ärztliche Tätigkeit in Zittau, 1839 Habilitation in Med. und 1840 ebenso in Philosophie in Leipzig, 1843 Prof. in Leipzig, 1844–1881 o. Prof. in Göttingen als Nachfolger von Herbart, 1881 o. Prof. in Berlin. Lotze suchte nach einer Verbindung zw. exakten, naturwiss. Erkenntnissen und weltanschaulichen, metaphysischen Vorstellungen (Pester, 2003). Hierdurch wird u. a. das Leib-Seele-Verhältnis (Leib-Seele-Problem) zu einer zentralen Frage seiner Philosophie (Lotze, 1852): Wo ist die physiol. Entsprechung der als Einheit angenommenen Seele zu finden? Durch Lotze fand u. a. der Wert-Begriff (Wert(e)) Eingang in die Philosophie und Ps., ebenso die Theorie der Lokalzeichen der Wahrnehmung. Lotzes Vorlesungen und Bücher prägten die Ps. bis in das 20. Jhd. hinein (Hall, 1924). In der heutigen Ps. und selbst in der Ps.geschichte wird auf Lotze kaum noch Bezug genommen.