Lernen, soziales

[engl. social learning, lat. socialis gemeinschaftlich], [KOG, SOZ], Lernen im sozialen Kontext, als komplexe Interaktion zw. Person, Verhalten und Umwelt (reziproker Determinismus); im Wesentlichen L. durch Beobachtung eines Modells (Beobachtungslernen). Die Theorie des sozialen Lernens betont kogn. Prozesse beim L. und beschreibt damit eine Gegenposition zum Lernparadigma des Behaviorismus, nach welchem L. nur durch eigene Ausführung einer Verhaltensweise und Verstärkung erfolgt. Wesentlich geprägt wurde die Theorie des sozialen Lernens durch Albert Bandura (1965), in dessen Bobo-Doll-Studien Kinder durch Beobachtung von Modellen, die eine Puppe aggressiv behandelten, dieses Verhalten lernten und später ohne vorhergehende eigene Ausführung und Verstärkung zeigten; bis heute ein wesentliches Argument gegen Gewaltdarstellungen (Mediengewalt). Die Ausführung von durch sozialem Lernen erworbenem Verhalten hängt von Aufmerksamkeit, Erinnerung, Motorik und Motivation ab. In der Revision seiner Theorie des sozialen Lernens stellte Bandura den Bezug zw. Selbstwirksamkeitserwartung und sozialem Lernen in den Mittelpunkt. Im sozialpäd. Zusammenhang meint soziales Lernen das Erlernen sozialer Kompetenz.

[KLI], auch in der Psychotherapie spielt soziales Lernen eine wichtige Rolle, eine Vergrößerung der Selbstwirksamkeit ist v. a. auch in der Therapie von Ängsten (Angststörungen) ein wichtiges Leitprinzip.