Koordination

 

[engl. coordination; lat. co- zusammen, ordinare ordnen], [AO, SOZ], die Koordination ist eine zentrale Funktion in Organisationen und in Gruppen (Arbeitsgruppe) und betrifft die Abstimmung arbeitsteiliger Prozesse und deren Ausrichtung auf das Organisations- oder Gruppenziel. In der Organisationslehre werden versch. Koordinationsmechanismen unterschieden, insbes. unpersönliche und persönliche Koordination. Bsp. unpersönlicher Koordination sind Standardisierung von Arbeitsprozessen, Regeln für die Ausführung von Aufgaben und technisch definierte Arbeitsabläufe. Bsp. persönlicher Koordination sind Weisungen durch Vorgesetzte (Führung) und Absprachen zwischen Gruppenmitgliedern. Die Koordinationserfordernisse werden durch die Art der Arbeitsteilung und der dadurch festgelegten Abhängigkeiten zw. einzelnen Aufgaben bestimmt. Es werden sequenzielle (Teilaufgaben müssen nacheinander abgearbeitet werden), reziproke (Arbeitsschritte müssen während der Bearbeitung immer wieder abgesprochen werden) und gepoolte (Teilaufgaben können parallel bearbeitet werden) Aufgabenabhängigkeiten unterschieden. Dem Kontingenzansatz in der Organisationslehre (Kontingenz-Modell der Gruppeneffektivität) zufolge eignet sich unpersönliche Koordination vor allem bei sequenziellen und gepoolten Aufgabenzusammenhängen, während persönliche Koordination bei reziproken Aufgabenzusammenhängen benötigt wird (Van de Ven et al., 1976). In der Führungsforschung wird Koordination meist enger gefasst und als eine Führungsfunktion unter anderen definiert. Je nach Betrachtung kann somit Führung als ein Koordinationsmechanismus oder umgekehrt Koordination als ein Teil von Führung verstanden werden.

In der Gruppenforschung wird zw. impliziter und expliziter Koordination unterschieden (Rico et al., 2008). Implizite Koordination beruht auf von den Gruppenmitgliedern geteilten Normen (Normen, soziale), Erwartungen und Zielvorstellungen und fördert die Entstehung von Handlungsroutinen. Explizite Koordination bezieht sich auf das ausdrückliche Herstellen der Voraussetzungen koordinierten Handelns, z. B. durch gemeinsame Situationsdiagnose und Handlungsplanung. Die Bedeutung des gezielten Einsatzes beider Formen der Koordination ist inbes. für Gruppen in Arbeitsfeldern mit hohen Anforderungen an die Prozesssicherheit (z. B. Luftfahrt, Med., Kernkraftwerke) aufgezeigt worden. Durch implizite Koordination werden kogn. Ressourcen für komplexe Problemstellungen frei, gleichzeitig wird explizite Koordination benötigt, um neuartige Situationen zu erkennen und zu bewältigen (Grote et al., 2010). Generell wird von adaptiver Koordination gesprochen, wenn es darum geht, dass Teams versch. Koordinationsformen in Abhängigkeit von situativen Gegebenheiten nutzen müssen, z. B. hinsichtlich Erfordernissen an Stabilität und Flexibilität (Grote et al., 2018).

[KOG], Beziehung zw. versch. Variablen beim motorischen Handlungsvollzug, oft mit einem wertenden Aspekt (koordiniert vs. unkoordiniert). I. w. S. weitgehend syn. mit Bewegungssteuerung, i. e. S. Zusammenspiel versch. Muskeln/Segmente/Gliedmaßen/Sprechorgane. Koordination kann angeboren sein oder erworben; sie ist weitgehend durch den Zweck der Handlung best., aber ihrer Beliebigkeit sind biol. Grenzen gesetzt. Koordination wird auf versch. Arten differenziert: (1) nach Art der koordinierten Variablen: bimanuelle Koordination (Koordination beider Hände/Arme); intersegmentale Koordination (Koordination z. B. der Armsegmente beim Greifen), visuomotorische Koordination (Koordination von Bewegung und visueller Wahrnehmung), Auge-Hand-Koordination usw., (2) nach der Enge der Koordination: absolute Koordination (festgelegte Beziehung), relative Koordination (zw. Festlegung und Unabhängigkeit), (3) nach der Güte der Koordination: Grobkoordination ungenauer als Feinkoordination, (4) nach qual. oder quant. Eigenarten der Koordination: Rahmenkoordination (z. B. Schwimmen, Radfahren), Feinkoordination (Feinabstimmung innerhalb der Rahmenkoordination).

Koordination lässt sich durch eine Reihe von Tendenzen charakterisieren, die sich z. B. bei beidhändigen Bewegungen finden (Superpositionseffekt, Magneteffekt). Auffällig ist eine zeitliche Kopplung (gleiche oder harmonische Frequenzen; Harmonische), eine Phasenkopplung (z. B. bei schwingenden Armen oder seitlichen Hin- und Herbewegungen der Hände; Koaktionslage), eine Kraftkopplung (bei Bewegungsfolgen; wenn man den Takt beim Sprechen schlägt, gehen z. B. betonte Silben mit einem kräftigeren Taktschlag einher). Modelle der Koordination betreffen meist periodische Bewegungen und postulieren gekoppelte Oszillatoren. Bewegungen, die schwer oder gar nicht gleichzeitig ausgeführt werden können, erfordern meist eine längere Reaktionszeit, wenn man zwischen ihnen wählen muss. Handlungs-Wahrnehmungs-Kompatibilität, Reiz-Reaktions-Kompatibilität.

Referenzen und vertiefende Literatur

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