Konsumentensouveränität

 

[engl. consumer sovereignty; frz. souveraineté darüber stehend, unabhängig entscheidungsfähig], [WIR], ist ein grundlegendes Prinzip in der Ökonomie und den politischen Wissenschaften. Es beschreibt die Freiheit der Konsumenten, auf «freien» Märkten ihre Bedürfnisse gemäß eigenen Wünschen und Möglichkeiten zu befriedigen. In der Politischen Ökonomie wird hier besonders die Rolle der – machtvollen, rationalen, wohlinformierten – Nachfrager betont, bei Qualitätsproblemen des Angebots durch Abwanderung und Widerspruch (Hirschmann, 1974) die Anbieterseite zu «disziplinieren» und Märkte «funktionsfähig» zu machen. Der «König Kunde», so die Vorstellung, könne damit die Qualität und Quantität von Gütern und Dienstleistungen auf Märkten steuern.

Der Ursprung des Prinzips liegt im klass. Liberalismus der Politischen Ökonomie: Adam Smith hat in seinem grundlegenden Werk «Der Wohlstand der Nationen» (1776) die Vorstellung entwickelt, dass Bedürfnisse am besten auf freien Märkten durch entspr. Nachfrage gedeckt würden. Der Begriff Konsumentensouveränität selbst wurde erst knapp 200 Jahre später (William H. Hutt: «The Concept of Consumers' Sovereignty», 1936) geprägt. Konsumentensouveränität wird hier als Macht definiert, die freie Individuen ausüben, indem sie die Ziele und die Verwendung knapper Ressourcen einer Gesellschaft kontrollierten. Mit der Entwicklung der westlichen Konsumkultur wurde das Konzept zunehmend mit Wahlfreiheit, Kundenzentrierung (Kundenorientierung) und Nachfragemacht verbunden.

Das Prinzip liegt bis heute als normatives Leitbild marktliberalen Ansätzen zugrunde. Es wird jedoch zunehmend kritisch gesehen, da zum einen Branchen und Märkte zunehmend «vermachtet» sind und Produktvielfalt und Geschwindigkeit der technologischen Entwicklung kaum mehr Marktexpertise bei einzelnen Nachfragern möglich machen; zum anderen haben die empirische Konsumverhaltensforschung (Konsumverhalten), die Ps. der Entscheidungsfindung (Entscheiden, Entscheidungsheuristiken) und die Verhaltensökonomik gezeigt, dass Konsumenten empirisch viel weniger rational agieren und gut informiert sind, als im Modell der neoklassischen Ökonomik angenommen wird. Insofern weicht das empirische Bild der Konsumenten deutlich vom normativen Leitbild ab. Daher kann letztlich nur von einer eingeschränkten Konsumentensouveränität gesprochen werden.

Referenzen und vertiefende Literatur

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