Kompetenz

 

[engl. competence; lat. competere zu etwas fähig sein, wetteifern], [AO, EM, KOG, PÄD, PER], kontextspezifische(s) Leistungspotenzial oder -disposition; Kompetenz kann als eine «im Handeln aktualisierbare persönliche Handlungsdisposition» (Disposition) definiert werden (Bernien, 1997), die die erfolgreiche Bewältigung von Leistungsanforderungen oder anspruchsvollen Aufgaben determiniert. Kompetenz bez. ein Leistungskonstrukt, das stärker als das Konstrukt der Intelligenz den Handlungsbezug in realen Kontexten berücksichtigt. Die Kontextspezifität von Kompetenz impliziert, dass die Def. und Einschätzung von Kompetenz die intendierte Anwendungssituation berücksichtigen muss. Bspw. ermöglicht ein Studium den Erwerb berufsbezogener allg. Kompetenzen: Aber erst die Kenntnis des Anforderungsprofils der tatsächlich anschließend ausgeführten beruflichen Tätigkeit best., ob der Beruf kompetent ausgeführt werden kann. Kompetenzen werden durch Erfahrung erworben (Lernen) und sind durch Erfahrung (Interventionen, Bildungsprozesse; Bildung) veränderbar. Spezifischere Def. des Kompetenzbegriffs variieren insbes. in Abhängigkeit der Inhaltsbereiche (z. B. berufliche Kompetenzentwicklung, emotionale Kompetenz, Gesundheitskompetenz, Lesekompetenz, mathematische Kompetenzen, Entwicklungsmodell, soziale Kompetenzen), und der – neben der kogn. Komponente – berücksichtigten Verarbeitungsaspekte (z. B. emot., motivationale, soziale). In der psychol. Forschung hat es sich für die Nützlichkeit des Kompetenzbegriffs als kritisch erwiesen, dass dieser hinreichend genau operationalisiert und die theoriebasierte Annahme inbes. zur Dimensionalität und Struktur psychometrisch validiert werden muss. Kompetenzstrukturmodelle und Kompetenzniveaumodelle stellen typische Modellierungsansätze dar (Kompetenzmodelle).

Unscharfe Def. des Kompetenzbegriffs werden für die Kompetenzdiagnose und die differerenzierte Theorieformulierung und -prüfung als wenig hilfreich erachtet. So werden Kompetenzen im päd. Diskurs z. T. als Persönlichkeitsdimension (Persönlichkeitsmerkmal) verstanden, die sich umfassend auf die «fühlenden, denkenden, wollenden und handelnden Individuen» (Erpenbeck & Heise, 1999) während ihrer lebensbegleitenden Lern- und Entwicklungsprozesse bezieht. Diese sollen ein lebenslanges und zunehmend selbstgesteuertes Lernen ermöglichen, wobei der Lernende selbstverantwortlich in päd. gestalteten Lernumgebungen agieren soll. Ein solch umfassender Def.ansatz kann nur durch die Identifikation bedeutsamer Subdimensionen und differenzierbarer Zusammenhangsstrukturen empirisch zugänglich werden. I. d. S. ist Kompetenz eher als komplexer inhaltsbezogener Aspekt denn als analytisch zugängliches Konstrukt zu verstehen. Die in der Bildungsforschung (Large Scale Assessment, Schulleistungsstudien) häufig zugrunde gelegte Def. von Weinert (2001) ist i. Ggs. hierzu spezif. gefasst. Er fokussiert den kogn. Aspekt (Kognition) der Kompetenz, der insbes. Kenntnisse, Fertigkeiten, Strategien, Routinen und bereichsspezif. Fähigkeiten beinhaltet. Affektive und motivationale Aspekte (Affektivität, Motivation) werden hierbei als notwendige Voraussetzungen oder Moderatorvariablen, nicht aber als Teilkomponenten des Kompetenzkonstrukts aufgefasst. Diese Spezifizierung des Kompetenzbegriffs ermöglicht (1) eine konzeptuelle Trennung von Kompetenz und nicht bzw. schwerer förderbarer allg. kogn. Leistungskonstrukte (Intelligenz; Konstruktvalidität; Prenzel et al., 2007), (2) eine besser dimensional abgrenzbare ein- oder mehrdimensionale Operationalisierung (Item-Response-Theorie (IRT), Skalierung, Gütekriterium), (3) die konzeptuelle Trennung und unabhängige Modellierung von i. R. von Bildungsprozessen gut abgrenzbaren Einflussgrößen (insbes. Motivation, Einstellung) sowie (4) die Adaptation der Def. und Operationalisierung von Kompetenzkonstrukten an den jew. Inhaltsbereich (Passung von spezif. Bildungszielen und Assessmentverfahren). Inwiefern die Ausgrenzung leistungsrelevanter Teilaspekte (wie z. B. motivationaler und affektiver Komponenten) aus der Kerndefinition des Kompetenzbegriffs eine hilfreiche Fokussierung oder aber eine unzulässige Vereinfachung darstellt, ist Gegenstand der Forschung. Bildungsforschung.

Referenzen und vertiefende Literatur

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