Kommunikationsmodell von Watzlawick et al.

 

[engl. communication model of Watzlawick et al.], [SOZ], das von Paul Watzlawick (1921–2007; Psychoanalytiker und systemischer Familientherapeut) und seinen Mitautoren Janet H. Beavin und Don D. Jackson entwickelte Modell zw.menschlicher Kommunikation beruht auf Erfahrungen bei der Erforschung der Kommunikation von schizophrenen Pat. Seine Grundlage wird von fünf pragmatischen Vorannahmen, sog. Axiomen, gebildet: (1) «Man kann nicht nicht kommunizieren»: Diesem Axiom liegt die Annahme zugrunde, dass jedes Verhalten, sobald es von anderen wahrgenommen wird, informativen Charakter hat, und es unmöglich ist, sich nicht zu verhalten. (2) «Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, wobei Letzterer den Ersteren bestimmt»: Zunächst stellt sich der Inhalt einer Mitteilung als Information über einen Sachverhalt dar. Gleichzeitig enthält sie aber auch einen weiteren Aspekt, der weniger augenfällig, aber ebenso wichtig ist – nämlich einen Hinweis darauf, wie der Kommunikator sie vom Rezipienten verstanden haben möchte, und kann als nicht intentionale und nicht explizite Metakommunikation aufgefasst werden. Diese Kommunikationsebene definiert in gewisser Weise die Beziehung zw. Sender und Empfänger. (3) «Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktionen der Kommunikationsabläufe seitens der Partner bedingt.»: Besonders in dieser Annahme zeigt sich Watzlawicks konstruktivistische Grundhaltung: Kommunikationspartner können einen Gesprächsverlauf unterschiedlich gliedern und unterschiedliche Auffassungen darüber haben, was Anlass und was Reaktion z. B. in einer Auseinandersetzung ist. (4) «Menschliche Kommunikation bedient sich digitaler und analoger Modalitäten. Digitale Kommunikationen haben eine komplexe und vielseitige logische Syntax, aber eine auf dem Gebiet der Beziehungen unzulängliche Semantik. Analoge Kommunikatioen hingegen besitzen dieses semantische Potential, ermangeln aber der, für die eindeutige Kommunikation erforderlichen, logischen Syntax»: Grundsätzlich gibt es zwei versch. Möglichkeiten, wie Objekte oder Sachverhalte kommunikativ dargestellt werden können: entweder durch eine Analogie (wie z. B. durch Gesten, Mimik, eine Zeichnung) oder durch einen Namen, einen Begriff. Die Worte der Sprache sind solche Namen, die – anders als Analogien – ihre Bedeutung durch Konventionen der Sprachbenutzer erhalten. Diese in Anlehnung an die elektronische Datenübertragung als digitale Kommunikation bezeichnete Informationsübertragung mithilfe vereinbarter Zeichen wie Wörtern, Buchstaben usw. dient in erster Linie der Übermittlung sachlicher Informationen. Die Benutzung von frei vereinbarten Zeichen ermöglicht die Kommunikation auch über Sachverhalte, die abstrakt und unanschaulich sind und daher nicht oder nur sehr begrenzt durch Analogien darstellbar sind. Mit der digitalen Datenübermittlung teilt sie deren Eindeutigkeit und Komplexität, außerdem ermöglicht sie logische Strukturen wie Wenn-dann-, Entweder-oder-Beziehungen. Allerdings: Bloßes Hören einer fremden Sprache (digitale Kommunikation) führt nicht zum Verstehen, während oft weitreichende Informationen aus Gesten und Gebärden (analoge Kommunikation) abgeleitet werden können. Zeichensprachen und Ausdrucksgebärden sind oft auch dann verständlich, wenn der jew. Kommunikator einer fremden Kultur angehört. Analoge Kommunikation dient nach diesem Modell in erster Linie der Übermittlung von Emotionen, Bewertungen usw. und der Def. der Beziehung zw. den Kommunikationspartnern. Zusammen mit dem ersten Axiom ergibt sich eine bedeutsame Schlussfolgerung: In Face-to-Face-Situationen ist digitale Kommunikation immer von analoger Kommunikation begleitet. (5) «Zwischenmenschliche Kommunikationsabläufe sind entweder symmetrisch (gleichwertig) oder komplementär (ergänzend), je nachdem ob die Beziehung zwischen den Partnern auf Gleichheit oder Unterschiedlichkeit beruht»: Symmetrische Beziehungen zeichnen sich durch Streben nach Gleichheit und Verminderung von Unterschieden aus, in komplementären Beziehungen hingegen ergänzen sich Unterschiedlichkeiten. Obwohl die pragmatische Kommunikationstheorie vor allem im Hinblick auf gestörte Kommunikationsabläufe entwickelt wurde und diese aus einer klin. Perspektive betrachtet, bietet sie einen Analyserahmen auch für alltägliche (gelingende und gestörte) Kommunikation. Wesentliche Elemente dieses Modells finden sich im Vier-Seiten-Modell der Kommunikation von Schulz von Thun.

Referenzen und vertiefende Literatur

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