Kategorie

 

[engl. category; gr. κατηγορία (kategoria) Aussage, Prädikat], [KOG, PHI], eine Grundform von Aussagen, ein grundlegender Allg.begriff zur Ordnung von Erkenntnisinhalten. Die Kategorien konstituieren die Erkenntnis, machen den einheitlichen Zus.hang der Erfahrung überhaupt möglich. Die von Aristoteles unterschiedenen zehn Kategorien sind zuerst Seinsbestimmungen: die Substanz und neun hinzukommende Akzidenzien: Quantität, Qualität, Relation, Wo, Wann, Lage, Haben, Tun, Leiden. Immanuel Kant erneuerte die Kategorienlehre durch seine erkenntnistheoret. Auffassung der Kategorien. Die in der Kritik der reinen Vernunft behandelten zwölf Kategorien sind Verstandesbegriffe: vier grundlegende Urteilsfunktionen des Verstandes, die jew. dreifach untergliedert sind: die Quantität (Einheit, Vielheit, Allheit), die Qualität (Realität, Negation, Limitation), die Relation (der Inhärenz und Subsistenz, der Kausalität und Dependenz, der Gemeinschaft, d. h. der Wechselwirkung zw. Handelnden und Leidenden) und die Modalität (Möglichkeit – Unmöglichkeit, Dasein – Nichtsein, Notwendigkeit – Zufälligkeit). Demgegenüber wollte Johann Friedrich Herbart die Kategorien auch als Erfahrungsbegriffe ansehen. Die Ps. als Wiss. müsse sich ihre Kategorien erst schaffen. Wundt war der Erste, der sowohl die traditionelle phil. Kategorienlehre als auch die kategorialen Besonderheiten der Ps. auszuarbeiten versuchte. Wundts Wissenschaftslehre kombiniert die traditionelle phil. K.lehre mit seiner empirisch fundierten Prinzipienlehre, in der es um die allgemeinsten Grundbegriffe und Erkenntnisprinzipien der Ps. geht. Er wechselte also nicht zu einer ausschließlich denkpsychol.-empirischen oder «psychologistisch» wirkenden Auffassung, sondern verband beide Perspektiven.

Die Begründungen der Kategorienlehre (Kant, Hartmann, Whitehead, Ryle u. a.) gehen weit auseinander: die Kategorien als Bestimmungen des Seins (Ontologie), die Kategorien als von vornherein gegebene und fundamentale Begriffe (Denkformen a priori), die Kategorien als gleichsam angeb. Denkformen (evolutionäre Erkenntnistheorie) oder als herausragende Grundbegriffe, die sich im Laufe der alltäglichen und der wiss. Erfahrung (a posteriori) durch Abstraktion herausgebildet haben (Begriffsbildung). Fundamentalk. wie Raum und Zeit sind auf allen Gebieten des Denkens und der Wissenschaften gültig, Bereichsk. sind als herausragende Allg.begriffe nur auf best. Gebieten wichtig. So verlangen die Innerlichkeit des Menschen und die geistige Welt (Kultur) über die Fundamentalkategorien der Naturbeschreibung hinaus zusätzlich kategorial eigenständige Beschreibungsweisen, u. a. Bewusstsein, Ich-Bezug, Wertordnung, Verantwortung, Freiheit und Transzendenz. Wesentliche Phänomene des Menschlichen sind mit den Bereichskategorie der Naturwissenschaften nicht adäquat zu erfassen.

Als Kategoriefehler wird die unkritische Vermischung zw. Kategoriesystemen bez., z. B. wenn der Substanzbegriff (i. S. einer transzendenten Seele) in die empirische Ps. eingeführt oder die Wert- und Moralbegriffe (Werte, Moral) in die Naturwissenschaft statt nur auf das Denken und Handeln der Naturwissenschaftler übertragen werden. In der Philosophie ist die Kategorielehre von Nikolai Hartmann am gründlichsten ausgearbeitet. Er unterscheidet versch. Ebenen oder Stufen im Aufbau der Welt: die anorganische Welt, die organische Welt und die Welt des Geistigen, wobei einige Kategorien wie Zeit und Prozess durchgehend sind, andere Kategorien wie Subjekt und Zweck erst auf der obersten, geistigen Ebene hinzukommen. Kategorialanalysen können die Übergänge zw. versch. Bezugssystemen bei auf- oder absteigenden Analysen deutlich machen und das kategoriale Novum (Hartmann) der Bewusstseinsprozesse gegenüber der Hirnphysiologie aufzeigen. Kategoriale Unschärfen und Kategoriefehler stiften in Diskussionen oft Verwirrung.

[FSE], eine einzelne Klasse in einem Ordnungssystem (Klassifikation, Taxonomie).

[WA], in der Gestaltpsychologie (Metzger, 1954, Wertheimer, 1963) ist es v. a. die kategoriale Geformtheit des Vorgefundenen (v. a. Denkarbeit), die untersucht worden ist. Auch der Begriff Realrelation (Benussi) ist in diesem Zus.hang geprägt worden (Realrelation als angetroffene Relation im Ggs. zur gedachten oder denkbaren Relation).

Referenzen und vertiefende Literatur

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