Internetsucht

 

[engl. internet addiction], [KLI, MD], eine wiss. Auseinandersetzung mit dem Konzept Internetsucht wurde Ende der neunziger Jahre vor allem durch die Psychologin Kimberly Young initiiert. Bis heute gibt es eine anhaltende Diskussion über eine geeignete Klassifizierung und Operationalisierung der Internetsucht, welche global pathologische Nutzungsformen des Internets umfasst. Als häufiger Referenzpunkt wird die Einordnung von Young (1998) angeführt, welche fünf Formen einer pathologischen Nutzung differenziert: Computerspielsucht (Computer Addiction), suchartiges Surfen im Netz (Information Overload), Online-Glücksspiel oder auch exzessives Onlineshoppen (Net Compulsion), eine suchtartige Nutzung pornographischer Inhalte (Cybersexual Addiction) sowie ein suchartiges Involvement in soziale Beziehungen online (Cyber-Relationship Addiction). Kritisiert wurde Youngs Systematisierung vor allem aufgrund der mangelnden Trennschärfe zw. den einzelnen Suchtformen sowie dem Fehlen einer spezif. Onlinekomponente. Alternative Einordnungsversuche verweisen daher bspw. auf eine notwendige Unterscheidung zw. einer pathologischen Nutzung spez. Anwendungen im Internet sowie einer pathologischen Nutzung multipler Anwendungen im Internet, die dann wiederum mit einer tatsächlichen Internetsucht gleichzusetzen wäre (Davis, 2001). Viele Studien berufen sich wiederum auf eine weitere Art der Klassifizierung, i. R. derer allg. Kriterien einer (Verhaltens-)Sucht auf eine spezif. pathologische Nutzung von Onlinekommunikation übertragen werden (Griffiths, 1998). Neben einer herausragenden Bedeutung des jew. Verhaltens im Leben des Handelnden (Salience), umfasst diese Systematisierung weiter mögliche Stimmungsveränderungen durch das Verhalten (Mood Modification), eine Intensivierung des Verhaltens aufgrund auftretender Gewöhnungseffekte (Tolerance), Entzugserscheinungen während einer Nicht-Ausübung des Verhaltens (Withdrawal Symptoms) sowie einen Rückfall in frühere (exzessive) Verhaltensmuster nach einer Phase der Verhaltenskontrolle (Relapse). Außerdem werden auftretende Konflikte mit der sozialen Umwelt sowie zeitliche Konflikte mit konkurrierenden Tätigkeiten (z. B. Hausaufgaben) als Kriterium für eine pathologische Nutzung definiert. Auch wenn nach wie vor kein endgültiger Konsens hinsichtlich der relevanten Suchtkriterien existiert, stimmen die Forscher darin überein, dass die reine Nutzungsdauer, trotz eines häufig vorliegenden exzessiven Ausmaßes, als Maßstab für eine Internetsucht zu kurz greift und eine größere Zahl an Charakteristika bedacht werden muss. Bisherige Prävalenzzahlen zur Verbreitung der Internetsucht schwanken je nach betrachteter Bevölkerungsgruppe sowie des gewählten Instruments. Allerdings bewegen sich die Verbreitungszahlen in bevölkerungsrepräsentativen Studien zumeist im niedrigen einstelligen Bereich.

Referenzen und vertiefende Literatur

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