Interferenz

 

[engl. interference; lat. inter zwischen, ferre bringen], [KOG], bez. den störenden Einfluss eines Vorgangs auf einen anderen. Interferenzprozesse sind insbes. in der Ps. des verbalen Lernens und der Aufmerksamkeit, aber auch in anderen Bereichen untersucht worden. In der Ps. des verbalen Lernens wird zw. retroaktiver Interferenz und proaktiver Interferenz unterschieden. Wenn späteres Lernen die Reproduktion des früher Gelernten behindert, liegt retroaktive Interferenz vor. Bei der proaktiven Interferenz wird die Reproduktion des später Gelernten durch früheres Lernen gehemmt. Retroaktive Interferenz und proaktive Interferenz sind von der Ähnlichkeit der Lernstoffe des ersten und zweiten Lernens abhängig. Dies ist insbes. beim Paar-Assoziations-Lernen untersucht worden. Werden beim späteren Lernen dieselben Reize wie bei dem früheren Lernen verwendet (max. Ähnlichkeit), aber mit ganz anderen Responses verknüpft, so zeigt sich im Vergleich zu einer Kontrollbedingung eine verminderte Leistung bei der Reproduktion des früher Gelernten (retroaktive Interferenz) und des später Gelernten (proaktive Interferenz). Erklärt wurden derartige Phänomene mit der Interferenztheorie des Vergessens, die eine bedeutsame Rolle in der Ps. des verbalen Lernens gespielt hat. Bei der Reproduktion ist die Interferenz stärker als bei der Rekognition (Gedächtnisprüfung) ausgeprägt, was auf die Interferenz als ein Abrufproblem (Gedächtnis) verweist. a. auch: Vergessen, abrufinduziertes.

Interferenzprozesse spielen auch bei der Entstehung des Stroop-Effektes (Stroop-Verfahren) eine Rolle. Die Vp soll z. B. so schnell wie möglich die Farbe eines Farbwortes (z. B. des Wortes «blau»), das in einer mit seiner Bedeutung inkongruenten Farbe (z. B. rot) dargeboten wird, benennen. Die richtige Antwort «rot» ist im Vergleich zum Lesen des Wortes («blau») oder der Benennung der wortfreien Farbfläche («rot») verzögert (Stroop-Effekt). Erklärt wird dieser Effekt damit, dass das Wort die Reaktion des Aussprechens automatisch aktiviert. Diese Reaktion muss unterdrückt werden (Zeitverzögerung), damit die intendierte Farbbennungsreaktion durchgeführt werden kann. Der Stroop-Effekt weist eine große Ähnlichkeit zur exp. Erzeugung von Sprechfehlern auf, die in der Sprachps. (Sprache) eine wichtige Datenquelle für Sprachproduktionsmodelle sind. Nacheinander werden Wortpaare dargeboten, deren erstes Wort immer mit einem best. Buchstaben (z. B. «P») und deren zweites Wort immer mit einem anderen Buchstaben beginnt (z. B. «S»). Diese Wortpaare sollen leise gelesen werden. Bei dem kritischen auszusprechenden Wortpaar sind die Anfangsbuchstaben der Wörter vertauscht (erstes Wort beginnt mit «S», zweites Wort mit «P»). Setzt sich die erzeugte Tendenz durch (erstes Wort beginnt mit «P», zweites Wort mit «S»), kommt es zu einem Versprecher.

Als Vorläufer der Untersuchungen des Stroop-Effektes und der Sprechfehler können die Untersuchungen N. Achs aus dem Jahre 1907 zur Stärke eines Willensaktes aufgefasst werden. Ach hat exp. Antworttendenzen (z. B. auf Silben mit gerader Ordnungszahl mit einem Reim zu antworten) erzeugt, die so stark waren, dass sie nahezu automatisch aktiviert wurden. Musste die Vp entgegen dieser sog. Reproduktiven Tendenz eine andere Reaktion durchführen, kam es zu Fehlern oder zeitlichen Verzögerungen der richtigen Antwort.

Referenzen und vertiefende Literatur

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