Identität und Selbst

 

[engl. social identity theory; lat. idem derselbe], [PER, SOZ], die Theorie der sozialen Identität (TSI) wurde von Tajfel (1978) und Tajfel & Turner (1979, 1986) als ein theoret. Rahmenkonzept zur Analyse von Intergruppenprozessen konzipiert. Die Theorie wurde zwar mehrfach modifiziert, blieb aber in ihrem Kern erhalten. Zunächst noch mit dem exp. Paradigma der min. Gruppen (Minimal-Group-Untersuchungen) verbunden, in dem sich zeigen ließ, dass Personen sehr schnell bereit waren, aufgrund einer beliebigen und nichtssagenden Zugehörigkeit zu einer Gruppe ihre Präferenz zur Eigengruppe gegenüber der Fremdgruppe sehr deutlich zum Ausdruck zu bringen, ist die TSI inzwischen zu einer der wichtigsten Theorien des Intergruppenverhaltens innerhalb der Sozialps. überhaupt geworden. Individuen def. sich gemäß dieser Theorie nicht nur über ihr Selbstkonzept als Teil ihrer personalen Identität, sondern auch über ihre soziale Identität. Dieser Teil des Selbstkonzepts wird bestimmt durch die bewusste Zugehörigkeit zu einer best. Gruppe oder Kategorie von Personen, die als wesentlich erlebt wird, wobei personale und soziale Identität eher ein Kontinuum und nicht eine Dichotomisierung meinen.

Zentraler Bestandteil der Theorie sind folg. vier miteinander zus.hängenden Konzepte: soziale Kategorisierung, sozialer Vergleich, soziale Identität und positive Distinktheit. Die soziale Kategorisierung unserer Umwelt führt nicht nur zu einer Unterscheidung von Fremd- und Eigengruppen, sondern gleichzeitig sind mit jedweder Kategorisierung im sozialen Raum Bewertungsprozesse verbunden, die primär danach ausgerichtet sind, für die eigene Gruppenzugehörigkeit (in-group; Gruppe) möglichst viele pos. Merkmale zu finden. Diese Bewertungsprozesse sind im Prinzip nichts anderes als soziale Vergleiche zw. Gruppen, denen man selbst angehört oder angehören möchte, und solchen, die man ablehnt. Sie haben zum Ziel, möglichst viele pos. Vergleiche auf möglichst vielen selbstwertrelevanten Dimensionen zu finden, auf denen man selbst bzw. die in-group gut abschneidet, um auf diese Weise eine möglichst pos. soziale Identität zu erreichen. Diese pos. Distinktheit i. S. einer pos. Abgrenzung der Eigengruppe von der Fremdgruppe kann auf versch. Weise erreicht werden. Zum einen durch direkten sozialen Wettbewerb oder aber auch eine Abwertung der Fremdgruppe, zum anderen durch «soziale Kreativität» (Tajfel & Turner, 1986), indem einfach neue Vergleichsdimensionen eingeführt werden, auf denen man besser abschneidet als die konkurrierende Fremdgruppe. (So vergleiche ich mich als Student mit anderen Gruppen nicht über mein Einkommen, sondern über meine relativ freie Verfügbarkeit über Zeit und Bildung.)

Die Selbstkategorisierungstheorie [engl. self-categorization theory, SCT] wird zwar historisch gesehen erst später publiziert (Turner et al., 1987), ist aber ihrer grundlegenden Bedeutung für eine Theorie der Intergruppenprozesse von fundamentaler Bedeutung. Persönliche oder indiv. bzw. soziale oder kollektive Identität sind nach dieser Theorie das Ergebnis von Selbstkategorisierungsprozessen. Diese Kategorien werden von der Person in ihrem sozialen Kontext als relevant angenommen, sodass eine irgendwie geartete Präferenz für eine best. Art der Kategorisierung nicht existiert. Ein derartiger Kategorisierungsprozess hat damit u. a. zur Folge, dass Ähnlichkeiten innerhalb von Kategorien und Unähnlichkeiten zw. Kategorien akzentuiert werden. Z. B. werden andere innerhalb der ihnen zugeordneten Kategorie ähnlicher wahrgenommen. Diese Depersonalisierung der eigenen Person als bloßes Gruppenmitglied ist laut SCT Kernprozess aller Gruppenphänomene.

Referenzen und vertiefende Literatur

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