Identität, entwicklungspsychologische Perspektive

 

[engl. identity, developmental psychological perspective], [EW, PER], Identität beschreibt in der Ps. die erlebte, stabile Einheit der eigenen Person. Dieses Erleben personaler Kontinuität über verschiedene Situationen entsteht durch den Vergleich mit und die Abgrenzung von anderen Personen (Stabilität). Neben physischen bilden soziale und psychol. Merkmale relevante Kriterien für die Identität. In Abgrenzung zu Konzepten des Selbst betonen Konzepte der Identität das Kontinuitätserleben; dynamische und prozessuale Aspekte spielen eine untergeordnete Rolle.

Systemat. Diskussionen über Identität begannen in den 1950er-Jahren, als Erikson sein Modell der Entwicklung präsentierte, in dem der Aufbau der Identität eine zentrale Rolle spielte (Entwicklung, psychosozialer Ansatz nach Erikson). Erikson schrieb einerseits von einem bewussten Gefühl der Identität (sense of identity), das dem Gefühl der eigenen Einmaligkeit entspricht, und andererseits von dem unbewussten Verlangen des Menschen nach Kontinuität über die Zeit. In diesem Sinn kann die Identität als existentielles Erlebnis des Mit-sich-selber-eins-Seins verstanden werden. Erikson (1968) betrachtete die Identität als das Produkt der Interaktion zw. Psyche, Körper und dem soziokulturellen Kontext und meinte, dass ein optimales Gefühl der Identität mit psychosozialem Wohlbefinden einhergeht. Die optimale Identität äußert sich dadurch, dass eine Person sich im eigenen Körper zu Hause fühlt, klare Repräsentationen über die eigene Zukunft hat und dafür mit der Anerkennung von signifikanten Anderen rechnen kann. Waterman (1985) beschrieb die Identität als eine Selbstdefinition, die eigene Ziele, Werte und Überzeugungen enthält, denen sich eine Person verpflichtet fühlt.

Die Adoleszenz ist in Eriksons Entwicklungstheorie die Phase, in der die Identitätskrise gelöst werden muss. Die Identitätsfindung wird i. d. S. zur zentralen Aufgabe der Adoleszenten. Diese Aufgabe verlangt einerseits, dass die Adoleszenten sich auf die Suche nach Inhalten ihrer Identität begeben, und andererseits, dass sie entspr. identitätsrelevante psychosoziale Verpflichtungen (commitments) eingehen. Die Suche (auch Exploration) bedeutet häufig ein Experimentieren mit versch. Inhalten der Identität. Der Grad der Verpflichtung gegenüber best. Werten und Inhalten wird auch als Grad der Entschiedenheit im dt. Sprachraum bezeichnet. Die Begriffe Exploration und Verpflichtung nehmen auch im Modell der Identitätsbildung von Marcia (Identitätsmodell von Marcia) sowie in anderen Ansätzen einen prominenten Platz ein. Marcia postulierte vier Phasen der Identitätsbildung, die sich aufgrund des Grads der Exploration und Verpflichtung beschreiben lassen, nämlich: die übernommene Identität (foreclosure; ), die kritische Identität (moratorium), die diffuse Identität (identity diffusion) und die erarbeitete Identität (identity achievement). Obwohl diese ursprünglich als Phasen der Identitätsbildung konzipiert wurden, ist ihre zeitliche Abfolge unklar und sie werden heute eher als Typen, Kategorien, Zustände oder Status der Identität bez.

Einige Forscher richten heute den Fokus direkt auf die Prozesse der Identitätsfindung. Bspw. ist bei Berzonsky (2004) die Art und Weise, wie Jugendliche identitätsrelevante Information suchen, verarbeiten und entspr. Entscheidungen treffen, zentral. Es ist hier die Rede von indiv. Identitätsverarbeitungsstilen (Identitätsstil).

Referenzen und vertiefende Literatur

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