Genozid

 

[engl. genocideVölkermord; gr. γενεά (genea) Abstammung, Herkunft, Volk, lat. caedere morden], [SOZ], seit 1948 von der UN-Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes definiert als die Intention «eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören»; der Begriff Genozid wurde von dem polnisch-jüdischen Juristen Raphael Lemkin geprägt, um den Massenmord der Armenier zu benennen. Sozialpsychol. Erklärungen für Genozid gehen von der Unterscheidung zw. Fremd- und Eigengruppe aus (Identität und Selbst), die in Krisenzeiten (z. B. Krieg, plötzliche Verarmung oder drastischer sozialer Wandel und Zusammenbruch des Staates) verschärft wird. Die Fremdgruppe wird als Sündenbock herangezogen und es wird eine destruktive Ideologie verbreitet – u. a. durch Propaganda – die über Stereotype und Vorurteile hinausgeht und auf Abwertung, Ausgrenzung und Diskriminierung dieser Gruppe hinausläuft (s. a. Antisemitismus, Rassismus). Dadurch werden konkrete Feindbilder kreiert, und die Auslöschung dieser Gruppe wird als einfache Lösung für komplexe gesellschaftliche Probleme dargestellt. Auf diese Weise wird das psych. Bedürfnis nach Kontrolle, die in Krisenzeiten angegriffen ist, (scheinbar) erfüllt. Die Dehumanisierung der Opfergruppen ist eine der letzten Stufen, die den Genozid vorbereiten und die Massengewalt begleiten. Zugleich erleichtert die De-Individuation unter Mitgliedern der Tätergruppen ebenfalls die Ausübung von Gewalt.

Sozialpsychol. Forschung über Prozesse bei Mitläufern hat Autoritarismus und Gehorsam (Gehorsam, bedenkenloser) untersucht und den Anstoß für die berühmten Milgram-Experimente gegeben. Forschung in der Klin. Ps. hat sich hauptsächlich mit Täterprofilen und der Psychopathologie von Führungspersönlichkeiten im Genozid befasst sowie auf Opferseite mit dem extremen Trauma sowie der Posttraumatischen Belastungsstörung bei Überlebenden.

Referenzen und vertiefende Literatur

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