Friedenspsychologie

 

[engl. peace psychology], [SOZ], befasst sich mit psychol. Aspekten von Frieden, Konfliktaustragung (Konflikt, sozialer) und Krieg. Grundlegend sind eine normative Komponente – das Ideal des Friedens mit zunehmender Verwirklichung von Menschenrechten – und eine prozedurale Komponente: Konflikte sind – gemäß der Charta der Vereinten Nationen von 1945 – (möglichst) gewaltfrei auszutragen (Pazifismus). Friedenspsychologie kann in vier Themenbereiche aufgeteilt werden: Bildung, Forschung, Praxis und Einflussnahme auf politische Prozesse. Ps. Organisationen, die sich schwerpunktmäßig mit Friedenspsychologie befassen, sind u. a. Committee for the Psychological Study of Peace, Forum Friedenspsychologie, Peace Psychology, Division 48 der American Psychological Association (APA) und Psychologists for Social Responsibility (PsySR). Friedenspsychologie kann analytisch (Forschung über Frieden) und praktisch (Forschung und Engagement für Frieden) orientiert sein. Beim Friedensbegriff werden neg. Frieden (Abwesenheit von Krieg) und pos. Frieden unterschieden, insbes. (zunehmende) Verwirklichung von Menschenrechten und sozialer Gerechtigkeit, Befriedigung grundlegender menschlicher Bedürfnisse. Frieden und Krieg sind komplexe Phänomene, bei denen unterschiedliche Ebenen relevant sind: vom Individuum über Gruppen, gesellschaftliche Organisationen und Institutionen, Staaten bis zu internat. Systemen. Ps. bedeutsam sind u. a. grundlegende Überzeugungen wie Autoritarismus, Militarismus, Nationalismus, Gefühl der eigenen höheren Wertigkeit vs. Pazifismus, Empathie, Respekt, Toleranz und Solidarität. Friedenspsychologie erforscht Kriege, um die oft vernachlässigten psych., sozialen und ökonomischen Kosten von Kriegen zu verdeutlichen, das durch Kriege verursachte menschliche Leid bewusst zu machen, das Vorbereiten und Führen von Kriegen zu analysieren und Möglichkeiten gewaltfreier Konfliktaustragung allg. oder bei konkreten Konflikten aufzuzeigen (Friedenspsychologie und militärische Gewalt; Kultur des Friedens). Konflikte sind (mind. von einer Partei) wahrgenommene unvereinbare Erwartungen, Interessen, Bedürfnisse oder Handlungstendenzen. Relevante Inhalte können (Über-)Leben, Macht(ansprüche), (Staats-)Grenzen, Ökonomie (Besitzverhältnisse, Rohstoffe, Absatzmärkte, Arbeitskräfte und deren Entlohnung), kult. und religiöse Werte, aber auch Würde, (verletzte) Ehre und Stolz sein. In der Friedenspsychologie geht es um Konflikte zw. Großgruppen, insbes. Klans, Ethnien, Religionsgemeinschaften und Staaten. Es ist zu unterscheiden zw. (obj.) Konfliktinhalt, Konflikterleben (Kognitionen und Emotionen) und Konfliktverhalten. Bei einer Konfliktanalyse sind versch. Komponenten zu differenzieren, u. a. Gegenstand/Inhalt, direkt und indirekt beteiligte Parteien, Ebenen, aktuelle Auslöser und strukturelle Ursachen, Ziele der Konfliktparteien, Konfliktstrategien und -austragungsformen, (wahrscheinliche, kurz- und langfristige, intendierte und nicht intendierte) Folgen von angestrebten Konfliktzielen und praktizierten Konfliktstrategien. Beim Konfliktverhalten und der zugrunde liegenden Strategie ist bedeutsam, ob die Akteure neben den eigenen Interessen auch die des anderen berücksichtigen bzw. als legitim ansehen. Es ist zu unterscheiden zw. (vordergründigen) Positionen und (zugrunde liegenden) Interessen. Handlungen sind perspektiv- und kontextabhängig; daher können auch pos. gemeinte Handlungen vom Gegner als aggressiv wahrgenommen werden und zu einer («autonomen») Konflikteskalation führen. Ziel der Friedenspsychologie ist nicht, Konflikte zu vermeiden, sondern sie gewaltfrei zu regulieren bzw. zu lösen und bereits gewaltförmige Konflikte zu transformieren. Dazu werden in der Friedenspsychologie versch. Strategien diskutiert, vom Engagement der Bevölkerung bis zum GRIT-Modell (Friedenspsychologie, Strategien).

Referenzen und vertiefende Literatur

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