Fremdbericht

 

[engl. other report, informant rating, observer rating], syn. Fremdurteil, [DIA, PER], ist eine Methode der Persönlichkeits- und Verhaltensbeurteilung zu diagn. oder Forschungszwecken durch mehr oder weniger informierte Beurteiler, d. h. Personen, die Gelegenheit hatten, eine Zielperson zumindest über kurze Zeit zu beobachten (Eltern, Partner, Freunde, Kollegen, Bekannte, Experten). Fremdberichte können diverse Formate besitzen (Persönlichkeitsbeurteilungen, Häufigkeitseinschätzungen, Verhaltenscodierungen, Interviews). Fremdberichte werden eingesetzt, wenn Selbstberichte nicht möglich oder unzuverlässig scheinen und können u. a. zur Prüfung der Validität von Eigenschaftsmessungen genutzt werden. Ihre Validität wird auch als Akkuratheit bez. und geprüft über die Korrelation mit anderen Fremdberichten (Beurteilerübereinstimmung), Selbstberichten (Konsens zw. Fremdberichten und Selbsturteil), Expertenurteilen, Verhaltensbeobachtungen oder einem operationalen Kriterium (z. B. Leistung im Beruf, Erfolg bei Partnerwahl). I. d. R. sind die Korrelationen zw. versch. Fremdberichten und mit Selbstberichten mittelhoch, d. h. zw. r = ,30 und r = ,60. Die Korrelation mit den anderen Kriterien ist variabel und hängt u. a. davon ab, wie stark die konzeptuelle Überlappung ist. Die Akkuratheit (Beurteilerakkuratheit) von Fremdberichten hängt von der Kompetenz der Beurteiler (Wissen, Fähigkeit, Motivation), der Beurteilbarkeit der Zielperson (Bekanntheitsgrad, Verhaltenskonsistenz), Merkmalen der zu beurteilenden Eigenschaft (Relevanz, Valenz) und der Qualität der Information (Informationsgehalt eines Beurteilungsdatums) ab. Fremdberichte können wie Selbstberichte durch Beurteilungsfehler verzerrt werden, z. B. durch differenzielle Antworttendenzen (soziale Erwünschtheit, Akquieszenz, Tendenz zur Mitte, Tendenz zu Extremwerten), Reaktivität, Halo-Effekt und implizite Persönlichkeitstheorie. Z. T. können diese Fehler reduziert werden durch angemessene Itemkonstruktion und Beurteilertraining. Weiterhin kann durch Aggregation über mehrere Fremdberichte oder mit Selbstberichten der Einfluss indiv. Urteilsverzerrungen reduziert und so die Reliabilität i. S. der internen Konsistenz (Cronbachs Alpha; s. auch Intraklassenkorrelation) von Persönlichkeits- und Verhaltensbeurteilungen erhöht werden. Die Effekte der Aggregation auf die interne Konsistenz lassen sich durch die Spearman-Brown-Formel vorhersagen. Voraussetzung ist, dass die indiv. Beurteilungsfehler versch. Fremdberichte unkorreliert sind. I. d. R. erscheint eine Aggregation über 4 Urteile angemessen. Von Urteilern geteilte Beurteilungsfehler werden durch Aggregation insofern kompensiert, als indiv. Unterschiede zw. zu beurteilenden Personen dadurch nicht verfälscht werden.

Referenzen und vertiefende Literatur

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