formal-operatorische Entwicklungsstufe

 

[engl. formal-operatoric phase; lat. operatio Betätigung, Wirken], [EW, KOG], die formal-operatorische Entwicklungsstufe stellt die vierte Hauptstufe nach dem Entwicklungsmodell von Piaget (Entwicklung, Stufentheorie nach Piaget) dar. Sie folgt auf die sensu-motorische Entwicklungsstufe, die prä-operatorische Entwicklungsstufe und die konkret-operatorische Entwicklungsstufe. Laut Piaget wird sie etwa mit der Pubertät erreicht, aber oft bis zum Tod nicht voll entwickelt. Das Wesentliche an dieser Stufe ist, dass die Realität auf einen Zeichensatz mit Verknüpfungsregeln abstrahiert wird und dass mit den Zeichen umgegangen werden kann, auch wenn die Zeichen aktuell gar keine Bedeutung erkennen lassen. Natürlich lernt ein Kind schon im ersten Lebensjahrzehnt zählen und rechnen, es kann seine Rechnungen sogar konkret auf die konkrete Welt anwenden. Das geschieht aber meistens gleich mit Bezug auf die bez. Realität und weitgehend auch routinehaft. Das Entscheidende ist nun, Umgangsregeln mit Zeichensystemen nicht nur zu lernen, sondern auch zu verstehen (Einsicht), zunächst ohne irgendeinen Bezug zu einer anderen Realität, wohl aber bei Bedarf mit definiertem Bezug darauf. Algebra und die Lösung von Gleichungen sind dafür klass. Bsp. Bes. wirksam werden diese Operationen, wenn sie helfen, Realitäten zu ordnen, die sonst fast unübersichtlich sind. Das ist etwa der Fall beim Studium komplexer Zusammenhänge durch Abb. auf Kombinatorik-Tabellen: Eine vollständige 2 × 2 × 2 × 3-Kombinatorik ist auf dem Papier leicht zu überblicken, aber alle 24 Möglichkeiten sich in der Realität simultan mental vorzustellen (Vorstellung), ist praktisch unmöglich. Mithilfe der Kombinatorik aber lässt sich aus einer fast unübersichtlichen Menge von Ereignissen ein kausaler Zusammenhang (Kausalität) verlässlich eruieren. Ähnliches passiert, wenn ein Ingenieur allein mit zahlenmäßigen Berechnungen die Tragfähigkeit einer Brücke vorhersagt. Wie auf allen Repräsentationsstufen geht es auch hier um die Bildung von logisch schlüssigen, sog. reversiblen Strukturen (Strukturgenese). Die ursprüngliche formallogische Beschreibung des Erwerbs der formal-logischen Strukuren, wie Piaget sie versuchte, hat sich nicht recht durchgesetzt; überzeugend geblieben ist, dass der logische Umgang mit Zeichen diese Stufe kennzeichnet.

Referenzen und vertiefende Literatur

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