Familie

 

[engl. family; lat. familia von famulus, Haussklave], [SOZ], (1) In einem klass. Verständnis das Elternpaar mit den unselbstständigen Kindern als Einheit des Haushalts. (2) In den Rechtswiss.: Eltern mit mind. einem Kind. (3) Geschlecht, Sippe. (4) In der biol. Systematik der Lebewesen: die natürliche Gruppe, in der mehrere nächstverwandte Gattungen zus.gefasst werden. (5) In der Mathematik eine Menge, die mit Elementen einer Menge indiziert ist. Soziolog. ist die Familie als Grundgebilde des menschlichen Zusammenlebens zugleich die verbreitetste soziale Gruppe. Ihre Form mit vater- oder mutterrechtlicher Ordnung sowie ihre unterschiedliche Einbettung in umfassendere Zusammenhänge wie Großfamilie, Sippe, Geschlecht, Nachbarschaft ist abhängig von der Struktur der Gesellschaftsordnung wie auch der Wirtschaftsverfassung innerhalb der jew. kult. und historischen Situation. Die Familie kann als differenziertes soziales System mit einer komplexen Rollenstruktur (Rolle) begriffen werden. Im Vordergrund stehen gegenwärtig Fragen über die Bedeutung der Familie als Gruppe, in der sich grundlegende Erziehungsprozesse abspielen. Durch die Sozialisation des Nachwuchses leistet die Familie die «zweite soziokulturelle Geburt» des Menschen (R. König). In ihrer personellen und räumlichen Isolierung als Gruppe der Ehepartner und ihrer unmündigen Kinder (Kernfamilie, Kleinfamilie) ist Familie erst in den hochindustrialisierten Gesellschaften der Gegenwart in Erscheinung getreten. Der Familie werden – nicht ohne Kritik – etliche biol. und soziale Funktionen zugesprochen: die biol. Reproduktion und Sicherung der Generationsfolge; die Sozialisations- und erzieherische Funktion; die wirtschaftliche Schutz- und Fürsorgefunktion; die politische Funktion und Platzierung in der jew. Gesellschaft; die religiösen Sozialisierungsfunktionen mit Bräuchen und Ritualen (Tischgebet, Familienfeste); die rechtlichen Funktionen (Vormundschafts-, Adoptions- und Erbrecht); Freizeit- und Erholungsfunktionen. Gegenwärtig werden z. T. etliche dieser Funktionen auch auf andere gesellschaftliche Institutionen (Staat, Versicherungsanstalten, Schule) übertragen. Soziologen weisen auf diesen «Funktionsverlust» der Familie hin, durch den die Familie immer mehr die Aufgaben der wirtschaftlichen Erhaltung, der Daseinsvorsorge bei Krankheiten, Invalidität, Alter u. a. verloren habe und auf die Funktionen der Zeugung des Nachwuchses und seiner Sozialisation und auf die Pflege der innerfamiliären Intim- und Gefühlsbeziehungen beschränkt sei (H. Schelsky, W. J. Goode). Darin wird sowohl eine Entlastung als auch eine erhöhte Gefahr für die Stabilität der Familie als Institution gesehen. Heute kennt die Familiensoziologie mehrere typische Formen. Zwar hat die Familie nach wie vor eine hohe Wertigkeit und gehört fest in den Lebensplan vieler junger Menschen, doch die Formen der Familie entsprechen immer seltener dem Familienideal der bürgerlichen Familie. Empirisch ist der Wandel der Familienstrukturen u. a. feststellbar an: einer Schrumpfung der Haushaltsgröße (zahlreiche kinderlose oder Ein-Kind-Familien), einem Rückgang der Eheschließungen (nicht notwendigerweise auch der Paarbindungen), der Zunahme der Scheidungen, einem Rückgang der durchschnittlichen Geburten pro Frau, einer Zunahme der Frauenerwerbsarbeit, verkürzter Dauer partnerschaftlicher und familiärer Bindung und oft erneutem Vollzug in entspr. Intervallen (serielle Monogamie). Biol. beschreibt Familie (1) eine taxonomische Kategorie s. o., (2) einen zeitlich begrenzten oder lebenslangen Verband von Geschlechtspartnern vorwiegend im Dienste der Brutpflege. Brutpflegeverhalten. Patchwork-Familie, Regenbogenfamilie, Stieffamilie.

Referenzen und vertiefende Literatur

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