Erziehungsstile

 

[engl. educational style], [PÄD], Konstellation aus elterlichen Einstellungen, Verhaltensmustern und Ausdrucksformen gegenüber dem Kind, die das Klima der Eltern-Kind-Interaktion (Eltern-Kind-Beziehung) bestimmt. Erziehungsstil wird als Kontext konzeptualisiert, der den Einfluss von spezif. Erziehungsverhalten auf das Kind moderiert (Darling & Steinberg, 1993). Als Vorläufer der Erziehungsstilforschung sind Else Frenkel-Brunswik und ihre Kollegen zu nennen, die in den 1930er-Jahren die Grundlagen autoritärer Persönlichkeitsstrukturen (autoritäre Persönlichkeit) untersuchten. Zeitgleich zeigte Kurt Lewin, dass ein demokratischerFührungsstil im Ggs. zu autoritären oder Laissez-Faire-Stilen mit mehr Engagement und Kompetenz von Kindern zus.hängt. Alfred Baldwin differenzierte aufgrund seiner Untersuchungen zu Erziehungsstilen zw. dem warmen-demokratischen, systematisch-demokratischen, passiv-vernachlässigenden, aktiv-aggressiven und possessiv-nachgiebigen Erziehungsstil. Der warme-demokratische Erziehungsstil war mit einer pos. kindlichen Entwicklung (z. B. weniger Ängstlichkeit, bessere intellektuelle Entwicklung (Entwicklung, kognitive), aber aufgrund der Freiheit, die dem Kind zugestanden wurde, auch mit einem Anstieg antisozialen Verhaltens verbunden. In den 1960er-Jahren identifizierte Diana Baumrind als versch. Ausprägungen elterlicher Kontrolle den autoritären, den autoritativen und den permissiven Erziehungsstil (Maccoby, 2007). Etwa zur selben Zeit kamen Forscher zu dem Schluss, dass die Isolierung einzelner Erziehungspraktiken für die Beschreibung von Erziehungsstilen nicht ausreichend ist. So versuchte z. B. Earl S. Schaefer anhand von Circumplex-Modellen Attribute zu erstellen, die sowohl elterliche Einstellungen als auch elterliche Verhaltensweisen umfassten (Darling & Steinberg, 1993). In den 1980er-Jahren fügten Eleanor Maccoby und John Martin zu Baumrinds Kontrolltypologie die Dimension Akzeptanz/Responsivität hinzu und erweiterten die Typologie um den uninvolvierten Erziehungsstil Der autoritative Erziehungsstil ist durch hohe Kontrolle/Anforderungen und hohe elterliche Akzeptanz/Responsivität gekennzeichnet. Der autoritäre Erziehungsstil umfasst hohe Anforderungen/Kontrolle, jedoch wenig Responsivität. Beim permissiven Erziehungsstil sind die Eltern akzeptierend und responsiv, zeigen aber kaum Kontrolle. Der uninvolvierte Erziehungsstil ist durch geringe Anforderungen/Kontrolle und geringe Akzeptanz/Responsivität gekennzeichnet (Darling & Steinberg, 1993). Kinder autoritativer Eltern zeigen bessere Schulleistungen und verfügen über  bessere emotionale Kompetenzen und soziale Kompetenzen. Kinder von Eltern mit autoritären, permissiven oder uninvolvierten Erziehungsstilen weisen häufiger schlechte Schulleistungen, Verhaltensprobleme und einen geringen Selbstwert (Selbstwertgefühl) auf (Maccoby, 2007; Parke & Buriel, 2006). Obwohl die Konzepte von Baumrind in der Literatur weitverbreitet sind, führten sie in der empirischen Forschung zu Problemen. So konnten viele Eltern den Stilen nicht zugeordnet werden. Zum anderen wurden die Prozesse, durch die sich der Erziehungsstil auf die kindliche Entwicklung auswirkt, zu wenig untersucht. Ein anderes Defizit ist der vernachlässigte aktive Einfluss, den Kinder auf Erziehung haben. So können Kinder mit best. Persönlichkeitsmerkmalen den Erziehungsstil der Eltern bestimmen. Ebenso ist eine Generalisierbarkeit der Erziehungsstile über versch. sozioökonomische und kult. Gruppen nicht gegeben. In ärmeren Familien wurden eher autoritäre Erziehungsstile nachgewiesen, was mit einer risikoreicheren Lebenssituation einhergeht. Studien zu Erziehungsstilen wurden hauptsächlich mit angloamerikanischen Teilnehmern aus der Mittelschicht durchgeführt. Im kult. Kontext erwiesen sich die Effekte von Erziehungsstilen jedoch nicht als universell. In zahlreichen kulturvergleichenden Studien (Kulturvergleichende Psychologie) konnten die neg. Zusammenhänge zw. autoritärem Erziehungsstil und kindlicher Entwicklung nicht gefunden werden oder es zeigte sich gar ein pos. Zusammenhang. Daher sind bei zukünftiger Forschung kontextuelle und kult. Faktoren sowie Prozesse der interaktiven Eltern-Kind-Beziehung unbedingt zu berücksichtigen (Maccoby, 2007; Parke & Buriel, 2006; Rothbaum & Trommsdorff, 2007).

Referenzen und vertiefende Literatur

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