Erziehung

 

[engl. education], [PÄD], anthropologische Grundlage von Erziehung ist die Tatsache, dass menschliche Gesellschaften sich spezif. kult. Umwelten als Lebensgrundlage geschaffen haben, wozu materielle Artefakte (z. B. Werkzeuge) und soziale Artefakte (z. B. Sprache, Normen) gehören. Deren Nutzung muss durch die nachfolgende Generation mittels Erziehung stets neu erlernt werden. Dementsprechend werden unter Erziehung soziale Handlungen zw. Personen verstanden, die darauf abzielen, die Werte, Einstellungen und Persönlichkeitseigenschaften (Persönlichkeitsmerkmal) einer Person dauerhaft auszurichten, wobei diese Ausrichtung durch Erziehungsziele normativ bestimmt wird. Auf der einen Seite schaffen Kulturen für die Erziehung ihrer heranwachsenden Mitglieder spezif. Institutionen wie Familie und Schule, so dass zur Erziehung neben den Erziehungszielen auch die Vorstellungen von Erziehung auf Seiten der Erziehenden und ihre (tradierten) Erziehungspraktiken gehören. Auf der anderen Seite sind Kinder für diesen Erziehungsprozess mit einer universalen Lernfähigkeit (Lernen) ausgestattet. Wie Erziehung genau zu def. ist, wird allerdings kontrovers diskutiert, wobei das Spektrum an Def. von Erziehung als begleitendes Wachsenlassen von Kindern und Jugendlichen bis Erziehung als kult. Herstellen einer erwünschten Entwicklung durch Erziehungspersonen reicht.

Erziehung lässt sich sowohl normativ (woraufhin und wie sollte erzogen werden) als auch deskriptiv (woraufhin und wie wird erzogen) analysieren. Die Analyse von Erziehung ist Gegenstand versch. Wiss., wie (1) der Erziehungswissenschaft, in der die kontroverse Diskussion insbes. um den normativen Gehalt von Erziehung eine jahrhundertealte Tradition hat; (2) der Ps., die auf die psychol. und familiären Bedingungen von Erziehung fokussiert; (3) der Sozialwissenschaften, die den Einfluss sozioökonomischer Strukturen auf Erziehung analysieren, und (4) der Medienwissenschaft, die den Einfluss der Mediennutzung durch Kinder und Jugendliche, gerade auch der nicht erzieherisch intendierten Medieninhalte, fokussiert (Medienpädagogik). Dabei werden Medien als die heimlichen Miterzieher identifiziert, deren Wirkung allerdings durch die Art der familiären Erziehung vermittelt ist, sodass sich pos. wie neg. Effekte kumulieren können. Denn Erziehung führt nicht zwangsläufig zu den intendierten Effekten, sondern ebenso beachtenswert sind unerwünschte Nebeneffekte, folgenlose Erziehungsversuche oder retroaktive Erziehungseffekte, bei denen die «Zöglinge» die Erziehenden erziehen.

Erziehung wird vornehmlich im Kontext von Familie und Medien verortet und wiss. untersucht, aber auch als Teilaufgabe von Schule gesehen. Bahnbrechend waren die Studien zum elterlichen Erziehungsstil, bei denen sich die Dimensionen elterliche Unterstützung und elterliche Kontrolle/Forderung als wesentlich erwiesen haben (Erziehungsstile). Durch deren Kombination ließen sich fünf Erziehungsstile identifizieren: der autoritative, demokratische, autoritäre, laissez-faire und vernachlässigende Erziehungsstil. Die Reihenfolge der Aufzählung spiegelt die Effektivität bzgl. ihrer Effekte auf die psych. Entwicklung Heranwachsender wider, die für die Teilhabe an einer demokratisch verfassten, postmodernen Gesellschaft erwünscht sind. Aus einer kulturpsychol. Perspektive betrachtet, gilt diese Reihenfolge nicht unbedingt für andere kult. Kontexte und Erziehungsziele.

Abzugrenzen ist die Erziehung von dem weiter gefassten Konzept der Sozialisation, unter das auch solche Einflüsse eines soziokult. Umfeldes gefasst werden, die nicht erzieherisch intendiert sind, wie z. B. der Einfluss der sozialräumlichen Wohnstruktur auf die psych. Entwicklung. Ebenso abzugrenzen ist die Erziehung von Bildung. Ein weithin geteilter Abgrenzungsversuch schränkt Bildung auf solches erzieherische Handeln ein, das eine Person befähigt, selbständig und an vernunftbezogenen Urteilen ausgerichtet zu handeln und sich darüber hinaus selbständig weiterzubilden. In den öffentlichen und wiss. Diskussionen seit den ersten PISA-Studien Anfang des Jhd. hat der Bildungsbegriff den Erziehungsbegriff fast gänzlich abgelöst. So spricht man heutzutage von Bildung von Anfang an, ohne dabei allerdings das Verhältnis von Erziehung und Bildung näher zu klären. Hilfen zur Erziehung.

Referenzen und vertiefende Literatur

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