Epilepsie

 

[engl. epilepsy; gr. ἐπίληψις (epilepsis) Anfall], [BIO, GES], Fallsucht, Morbus sacer, Anfälle von Bewusstlosigkeit mit Krämpfen. Ein Hauptformenkreis der Gehirnkrankheiten. Epilepsie ist heute nicht mehr Bez. für eine Krankheitseinheit, sondern Sammelbegriff für alle anfallsartig auftretenden, durch versch.artige Störungen im ZNS (Nervensystem) verursachten Krämpfe und Bewusstseinsveränderungen sowie die damit einhergehenden Veränderungen des Verhaltens (Verhalten) und versch. Funktionen. Man unterscheidet herkömmlich (neben weiteren Unterformen): (1) Genuine, idiopathische Epilepsie (erbliche Fallsucht), erstes Auftreten in der Kindheit möglich, zumeist zw. Pubertät und 20. Jahr. (2) Symptomatische Epilepsie (Krampfanfälle im Gefolge einer Hirnschädigung durch Tumor, Sklerose, Paralyse, Intoxikation u. a. – evtl. in der Anlage begründete Krampfbereitschaft) mit generalisierten Krämpfen oder in der Sonderform der Jackson-Anfälle. Neuere Einteilungen der Epilepsie, die durch hirnelektrische Erhebungen (EEG, Elektrodiagnostik) gestützt werden, setzen an der Art der Anfälle an: partielle, unilaterale, generalisierte, erratische, unklassifizierbare Anfälle. Der «große» epileptische Krampfanfall, das grand mal, wird als Leitsyndrom für die genuinen und für einen Teil der symptomatischen Epilepsie angesehen. Unvermittelt oder nach einem Prodromalstadium und Aura treten mit Bewusstseinsverlust, Apnoe (Atemstillstand), Hinfallen erst tonische, dann klonische Krämpfe (Klonus) auf, die häufig verbunden sind mit Aufschreien, Schaum vor dem Mund, der durch Zungenbisse blutig sein kann, Stuhl- und Urinabgang. Dieser Anfall dauert meist wenige Minuten, geht dann in Schlaf über, dem nach dem Erwachen mehr oder minder schwere Mattigkeit (Kopfschmerzen, Gedächtnisstörungen) folgt. Die Häufung solcher Anfälle wird als Status epilepticus bez. Von epileptischer Demenz spricht man, wenn ein Abbau des apperzeptiven Denkens hinzutritt. Mit der Bez. Affektepilepsie wird der Zustand belegt, bei dem heftige emotionale Erregungen (Emotionen) und Anfälle gehäuft gekoppelt sind. Der «kleine» epileptische Anfall, das petit mal, auch Epilepsie minorEpilepsienon convulsiva genannt, geht auch mit Bewusstseinsverlust einher, doch sind die Krampferscheinungen sehr reduziert oder fehlen ganz.

Von bes. psychol. Interesse sind bei der Epilepsie (1) die neben den Anfällen bzw. an ihrer Stelle (Ersatzanfälle) auftretenden epileptischen Äquivalente, d. h., psych. Veränderungen wie Absencen, Dämmerzustand, Delirium, Desorientierung, Halluzination, grobe Fehlhandlungen, Reizbarkeit depressiv-ängstlicher Art, tätliche Angriffe, Selbstmordtendenz (Suizidalität), Dipsomanie, Poriomanie, (2) die epileptische Wesensänderung, d. h. psych. Änderungen wie Umständlichkeit, Verlangsamung, affektive Auffälligkeiten, Klebrigkeit und Demenzerscheinungen. Diese Wesensänderung ist zwar häufig Epilepsiefolge, dennoch ist sie nicht typisch für die Epilepsie allein, da sie auch bei anderen Hirnschädigungen vorkommt. Therapeutisch ist die medikamentöse Therapie bei Epilepsie dominierend. Begleitend können Verhaltens- und familientherap. Maßnahmen (Verhaltenstherapie, Familientherapie) sinnvoll sein (Einhaltung eines geregelten Tagesablaufs, Bearbeitung emot. Konflikte im Zusammenhang mit Anfallserkrankung, elterlicher erzieherischer Fehlhaltungen). In seltenen Fällen kann nach Abwägen des Operationsrisikos ein neurochirurgisches Eingreifen sinnvoll sein. Anfall.

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