Entwicklungsförderung

 

[engl. developmental intervention/support], [EW, KLI], allg. und umfassende Bez. für klin. Interventionsmaßnahmen, welche explizit Entwicklungsstadien und Entwicklungsverläufe berücksichtigen und auf eine unauffällige Entwicklung hinzielen. Eine Entwicklungsförderung bezieht sich insbes. auf entwicklungsorientierte Therapie in den ersten Lebensjahren (Frühtherapie, Frühförderung) und berücksichtigt die Erkenntnisse der Entwicklungspsychopathologie zu normalen und abweichenden E.verläufen. Entwicklungsförderung verfolgt Förderstrategien auf kindbezogener sowie auf familien- und umweltbezogener Ebene und kann unterschiedliche Zielsetzungen verfolgen: (1) Aufholen von Entwicklungsverzögerungen (Retardation), (2) Kompensation spezif. Entwicklungsauffälligkeiten sowie (3) Prävention oder Therapie klassifizierter Entwicklungsstörungen (Entwicklungsstörungen, tiefgreifende, Entwicklungsstörungen, umschriebene).

(1) Die Förderansätze zum Aufholen von Entwicklungsverzögerungen orientieren sich zumeist implizit am Konzept der Zone der nächsten Entwicklung von Vygotskij, wonach das Kind Anregungen unmittelbar oberhalb des aktuellen E.niveaus erhält. Das aktuelle Entwicklungsniveau wird zunächst anhand einer Entwicklungsdiagnostik bestimmt, durch die Entwicklungsförderung soll dann eine Beschleunigung des weiteren Entwicklungstempos und somit eine Annäherung an einen altersgerechten Entwicklungsstand erreicht werden. (2) Die Therapie spezifischer Entwicklungsauffälligkeiten erfolgt zumeist syndrom- oder symptomspezifisch und richtet sich auf deren biol. und psychosoziale Ursachen sowie auf die aufrechterhaltenden Faktoren. Sie umfasst häufig sowohl med. (z. B. Psychopharmakotherapie) und ps. (z. B. Verhaltenstherapie oder entwicklungsneuropsychol. Therapie) als auch explizit handlungsbezogene (z. B. Ergotherapie, Logotherapie, Physiotherapie) Ansätze. Ergänzend richtet sich die Entwicklungförderung häufig auch auf die familiären Bedingungen, bspw. auf das Erziehungsverhalten oder die Eltern-Kind-Beziehung (Elternschulung). (3) Die Prävention und Therapie klassifizierter Entwicklungsstörungen setzt typischerweise gezielt an empir. gesicherten, frühen Stadien des stetigen Störungsverlaufs an, bspw. im Zusammenhang mit der Lese-Rechtschreib-Schwäche an der Entwicklung der phonologischen Bewusstheit. Hierbei werden das Entwicklungsniveau des Kindes identifiziert und Anregungen zum Erreichen des nächsten Kompetenzstadiums angeboten. Gleichzeitig werden bei bereits ausgebildeten E.störungen häufig auch defizitkompensierende Verhaltensstrategien vermittelt.

Unter der Entwicklungsförderung werden zahlreiche Förder- und Therapieansätze mit sehr unterschiedlichen theoretischen Anknüpfungspunkten zus.gefasst. Die wichtigsten Bereiche der Entwicklungsförderung stellen die motorische Förderung (Motorik), die kogn. Förderung und Sprachförderung (Sprachtherapie), die Förderung schulbezogener Fertigkeiten (vgl. Lesekompetenz, math. Kompetenzen) sowie die Förderung der emotionalen Kompetenz und der sozialen Kompetenzen dar. Der Evaluationsstand der verbreiteten Förderansätze variiert z. T. beträchtlich: Während insbes. für lerntheoretisch bzw. verhaltenstherapeutisch fundierte Maßnahmen gute Wirksamkeitsnachweise vorliegen, weist der empir. Validierungsstand für einige Therapien darauf, dass über eine unspezifische Wirkung (Placebo-Effekt) hinaus keine spezif. Wirksamkeit im Kontext der Entwicklungsförderung besteht.

Referenzen und vertiefende Literatur

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