Einstellung

 

[engl. attitude, mental set], [KOG, PER, SOZ], ein in der Ps. nicht eindeutig verwendeter Begriff. Einstellung ist zum einen die Art (Akzentuierung, Tönung) der Gerichtetheit, der Ausrichtung, des selektiven Vorgehens (z. B. bei der Lösung einer Aufgabe oder eines Problems (Problemlösen; determinierende Tendenz, mentales Set). Einstellung ist zum anderen die seelische Haltung gegenüber einer Person, einer Idee oder Sache, verbunden mit einer Wertung oder einer Erwartung.

Nach Allport ist Einstellung «ein seelischer und nervlicher Bereitschaftszustand, der – durch die Erfahrung organisiert – einen richtenden oder dynamischen Einfluss auf die Reaktionen des Individuums auf alle Objekte und Situationen ausübt, mit denen es verbunden ist.» Einstellungen als soziale Einstellung [engl. attitude] können sich auf einzelne Personen, Gruppen, Nationen aber auch Organisationen, Kunstwerke, Ideologien und Programme richten und unterscheiden sich v. a. durch ihre emot. Qualität (Emotionen) und ihre Gegenstandsbezogenheit von globalen Persönlichkeitseigenschaften (Persönlichkeitsmerkmal).

Es können fünf Abstufungen der Def. der Einstellung unterschieden werden, die alle eine Reihe von vorangehenden Bedingungen (A) auf die Responses-Folgen (R) beziehen. (1) Positivistisch: Direkte Beziehung zw. A und R, aber mit einer großen Zahl von Kombinationen dieser Beziehungen. (2) Paradigmatisch: Die Responses, die der Einstellung entsprechen, werden ebenfalls ohne intervenierende Variable in direkter Abhängigkeit von antezedenten Ereignissen gesehen, aber statt der vielen einzelnen Beziehungen A-R werden ein paradigmatisches Ereignis (z. B. autoritäre Erziehung; Erziehungsstile) und eine paradigmatische Folge (z. B. Score auf der Antisemitismusskala) definiert und andere A und R werden in Relation zu diesen Paradigmen gesetzt. (3) Mediationstheoretisch (mediationalistisch): Einstellung ist ein vermittelndes Konstrukt, das an die antezedierenden Bedingungen und an Folgen geknüpft ist (multiple indicators and multiple causes (MIMIC-)Modell). (4) Klassifizieren oder Erklärung mit doppelter Vermittlung: Sowohl an die antezedenten Bedingungen als auch an die Folgen wird je ein vermittelndes Konstrukt gebunden, wie z. B. die inneren (covert) Reize (s) in der Einstellungstheorie von Doob (1947). (5) Interaktionistisch: Das vermittelnde Konstrukt wird nicht nur an einzelne antezedente Bedingungen und Folgen gebunden, vielmehr wird deren Interaktion berücksichtigt. Strukturen und der Zusammenhang zw. den die Einstellung anzeigenden verbalen Responses mit nicht verbalem Verhalten sind wichtige Themen der Einstellungsforschung. A-R-D-System.

Die derzeit wieder stark florierende Einstellungsforschung konzentriert sich zum einen auf solche Konzepte, die den Erwartung-Wert-Theorien entlehnt und im Prinzip eindimensional als Bewertungen sozialer Sachverhalte definiert sind (Ajzen & Fishbein, 1980, Fishbein & Ajzen, 1975, Eagly & Chaiken, 1993), oder aber favorisieren explizit oder implizit einen Drei-Komponenten-Ansatz wie z. B. Zanna & Rempel (1988): «Eine Einstellung beinhaltet die Kategorisierung eines Stimulus-Objekts entlang einer evaluativen Dimension, die auf drei Informationsklassen basiert oder durch sie generiert wird: (1) kogn. Informationen (Kognition), (2) affektive/emot. Informationen (Affekt, Emotionen), (3) Informationen über vergangenes Verhalten oder Verhaltensintentionen.» Die stärkere Anbindung der Forschungen zu den Einstellungen an die kogn. Ps. hat zu einer Intensivierung der Untersuchungen von Einstellungen als Urteilsformen und dabei zu einer Vielzahl von grundlagenorientierten Arbeiten geführt. Neu belebt worden ist auch der funktionale Ansatz in der Einstellungsforschung, wobei inzwischen Einstellungen eine Vielzahl von Funktionen, z. B. als Orientierungsreaktionen, Heuristiken (Entscheidungsheuristiken), Formen der Selbstdarstellung zugebilligt werden.

Das Dauerthema der Relation von Einstellung und Verhalten (Eckes & Six, 1994) wird inzw. durch Metaanalysen systematisch durchgearbeitet, und die für stereotyp niedrig gehaltenen Korrelationen erweisen sich z. T. als von nicht unbeträchtlicher Größenordnung, allerdings in deutlicher Abhängigkeit von dem jew. Einstellungsverhaltensbereich. Einstellung; Struktur-, Prozess- und Verhaltensaspekte, Einstellungsänderung.

Referenzen und vertiefende Literatur

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