Deprivation, relative

 

[engl. relative deprivation], Deprivation[SOZ], relative

Deprivation bez. das Phänomen, dass die relative Position im Vergleich mit ähnlichen anderen auf einer Bewertungs- oder Belohnungsdimension für die Einschätzung der subj. Zufriedenheit wichtiger ist als die absolute Position. Runciman (1966) gab vier Kriterien an, die erfüllt sein müssen, damit eine Person bezogen auf ein Objekt relative

Deprivation wahrnimmt: (1) die Person hat das Objekt nicht, (2) sie weiß von anderen Personen, dass sie das Objekt haben, (3) sie möchte das Objekt besitzen, (4) sie ist optimistisch im Hinblick auf die Erreichbarkeit des Objekts. In ihrer Neuformulierung der Theorie der relativen

Deprivation geht Crosby (1976) von zwei zentralen Faktoren für die Entstehung von relativen

Deprivation aus: (1) der Wunsch, das Objekt zu besitzen, und (2) die Meinung, dass der Besitz des Objekts verdient ist. Tatsächlich werden Gefühle der relativen

Deprivation durch erlebte Ungerechtigkeit (Gerechtigkeit, Ungerechtigkeitssensibilität) hervorgerufen (Schmitt & Maes, 2002). Runciman (1966) unterschied zwei Formen der relativen

Deprivation: egoistische (indiv.) und fraternalistische (kollektive) relative

Deprivation. Erstere bezieht sich auf die ungünstige indiv. Position relativ zur eigenen Bezugsgruppe. Demgegenüber steht bei der fraternalistischen relativen

Deprivation die eigene Bezugsgruppe als Ganzes im Mittelpunkt, die im Hinblick auf ihre Position in der Gesellschaft als benachteiligt wahrgenommen wird (z. B. ethnische Minderheiten (Minorität)). Egoistische relative

Deprivation korreliert dabei tendenziell stärker mit psych. und psychosomat. Störungen, fraternalistische relative

Deprivation hängt häufig mit wahrgenommenen Vorurteilen gegenüber der eigenen Gruppe (Vorurteile) zus.

Die Theorie der relativen

Deprivation kann Spannungen zw. ethnischen Gruppen erklären. Grofman & Muller (1973) befragten über 500 Personen aus Waterloo in Iowa/USA nach Rassenunruhen im Hinblick auf ihre Bereitschaft zur Ausübung von politischer Gewalt. Die Gewaltbereitschaft war sowohl bei Personen, die eine Verschlechterung wahrnahmen, als auch bei Personen, die eine Verbesserung wahrnahmen, erhöht. Die unerwartete Erhöhung des Protestverhaltens bei pos. Veränderungen kann möglicherweise dadurch erklärt werden, dass eine wahrgenommene Verbesserung mit steigenden Erwartungen  zus.hängt. Ein weiterer Erklärungsansatz verwendet die soziale Identität (Identität und Selbst). Kelly & Breinlinger (1996) stellten fest, dass die Stärke der Geschlechtsidentität von Frauen der stärkste Prädiktor für ihre Teilnahme an Frauengruppen und Kampagnen zugunsten der Frauen war.

Referenzen und vertiefende Literatur

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