depressive Position

 

[KLI, PER], das Konzept der depressiven Position geht auf die Psychoanalytikerin Melanie Klein (1935, Beitrag zur Psychogenese der manisch-depressiven Zustände; Klein, 1995–2002) zurück. Von der Prämisse ausgehend, dass sich die Phantasie- und Gefühlswelt eines Säuglings in Objektbeziehungen konstituiert, entwickelte sie die grundlegende Unterscheidung zweier Organisationsformen psych. Erlebens: die paranoid-schizoide Position und die depressive Position. Die depressive Position, die entwicklungsmäßig auf die paranoid-schizoide P. folgt, ist durch die zunehmende Abgrenzung von Selbst (Selbst, psychoanalytische Perspektive) und Objekt, durch die sich entwickelnde Fähigkeit zu Liebe und Dankbarkeit, durch eine allmähliche Rückbildung der frühkindlichen Omnipotenzphantasien und durch die Milderung archaischer Verfolgungsängste gekennzeichnet. Bei Säuglingen ändert sich zw. dem vierten und sechsten Lebensmonat die Objektbeziehungsstruktur, aus Beziehungen zu Teilobjekten (z. B. zu einer «guten Brust», zu einer «bösen Brust») werden Beziehungen zu ganzen Objekten. Infolgedessen wird sich das Kleinkind gewahr, dass Angriffe, die gegen die böse Mutterbrust gerichtet waren, der Mutter als Ganzes Schaden zugefügt haben. Diese Einsicht ist für den Säugling extrem schmerzhaft und konfliktreich und führt zu massiven Schuldgefühlen, die mit der Angst verbunden sind, das primäre Objekt beschädigt oder gar zerstört zu haben. Aus diesen Schuldgefühlen entsteht beim Säugling das Bedürfnis, den angerichteten Schaden wiedergutzumachen. Wenn manische und zwanghafte Ausprägungen der Wiedergutmachungsabsichten überwunden werden können, kommt es auf der depressiven Position zu einer schrittweisen Realitätsanpassung und Integration der Selbst- und der Objektrepräsentanzen. Das Resultat eines «erfolgreichen» Durcharbeitens der depressiven Position ist die sichere Internalisierung des guten Objekts, das nach Klein zum Kern des Ichs und damit zur Grundlage emot. Wachstums wird. Der Erlebensmodus der depressiven Position bez. weniger eine Entwicklungsphase als vielmehr eine reifere Modalität der Selbst- und Welterfahrung, die zeitlebens gegen regressive, desintegrierende innere und äußere Einflussfaktoren aufrechterhalten werden muss. Stabilisierung und Wiederherstellung der Erlebensmodi der depressiven Position können in der Klein′schen Tradition als Ziele psychoanalytischer Behandlungen angesehen werden.

Referenzen und vertiefende Literatur

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