Computerspielsucht

 

[engl. computer game addiction / gaming disorder], [KLI], der Begriff Computerspielsucht wird alltagssprachlich im Zus.hang mit dem Phänomen des «Sich-Verlierens» in «virtuellen» Alternativwelten vornehmlich bei der Nutzung des Computers und des Internets verwendet. Aufgrund der spezif. Anreizqualitäten steht v. a. das exzessive Gamen [engl. game Spiel], aber auch das übermäßige Chatten [engl. to chat plaudern, schwatzen] und Surfen sowie die übertriebene Nutzung sozialer Netzwerke wie Facebook in der Diskussion. Dabei wird angenommen, dass v. a. (internetbasierte) Computerspiele für best. Personengruppen (z. B. mit defizitärem Selbstwertgefühl, inadäquatem Stressmanagement, geringer Selbstwirksamkeitserwartung, Ängstlichkeit, hoher Impulsivität sowie mangelhafter Medienkompetenz) indiv. Bedürfnislagen bedienen, die einen kompensatorischen Rückzug aus dem realen Geschehen bedingen (Petry, 2010). Ungeachtet des Leidensdrucks der Betroffenen (und Angehörigen, z. B. Eltern) ist aus wissenschaftstheoret. Perspektive bislang nicht abschließend geklärt, ob Phänomene wie die Computerspielsucht bzw. die pathologische Nutzung der sog. Neuen Medien eigenständige psychiatrische Störungen verkörpern und welche Erklärungsmodelle für derartige Verhaltensphänomene Gültigkeit besitzen. Während einige Autoren diesen psychopathologischen Symptomkomplex analog zur Glücksspielsucht als eine Variante der Verhaltenssucht ansehen, sprechen sich andere Autoren gegen eine Ausweitung des Suchtkonzepts aus. Vielmehr wird die Computerspielsucht als Symptom einer anderen Primärerkrankung (z. B. Depression, soziale Phobie) oder als eine entwicklungspsychopathologische Störung (Entwicklungspsychopathologie) des sozialen Beziehungsverhaltens verortet (Hayer & Rosenkranz, 2011). In den gängigen psychiatrischen Klassifikationssystemen hatten exzessive Konsummuster im Zus.hang mit dem Computer, Internet u. Ä. aufgrund von Erkenntnisdefiziten in der Vergangenheit noch keinen festen Platz. Allerdings findet sich in der akt. Version des Diagnostischen und Statistischen Manuals Psychischer Störungen (DSM-5) die Kategorie Internet Gaming Disorder ([engl.] Störung durch Spielen von Internetspielen) als klin. Erscheinungsbild mit weiterem Forschungsbedarf wieder (Kriterien: Computerspielnutzung als dominierende Beschäftigung, Entzugssymptome, Toleranzentwicklung, Interessenverlust, Fortführung trotz neg. Konsequenzen, Verheimlichung des Nutzungsausmaßes, Emotionsregulation durch die Computerspielnutzung, Gefährdung wichtiger zw.menschlicher Beziehungen). Im Ggs. dazu wird die ICD-11 einen Schritt weiter gehen und die Gaming Disorder als eigenständiges Störungsbild mit den Leitsymptomen Kontrollverlust, Priorität im Leben und Fortsetzung trotz negativer Konsequenzen aufnehmen.

Referenzen und vertiefende Literatur

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