Bondy, Curt Werner

 

(1894–1972), [DIA, HIS, PÄD, PER], war ein dt. Psychologe und wurde als Sohn jüdischer Eltern am 3. April 1894 in Hamburg geb. In Berlin erlangte er das Abitur. Im Anschluss daran nahm er 1914 das Studium der Med. in Kiel auf, unterbrach dieses jedoch, um ebenso wie seine Brüder Walter und Max als Kriegsfreiwilliger für Dt. zu kämpfen. Sein Zwillingsbruder Walter überlebte den Krieg nicht, Curt jedoch kehrte zurück und nahm in Hamburg bei William Stern das Studium der Phil., Ps. und Päd. auf. Mit seiner Dissertationsschrift Die proletarische Jugendbewegung in Dt. war er im Sommer 1921 Sterns erster Promovend. In Göttingen setzte er seine akademische Laufbahn bis zur Habilitation über Psychol. Probleme des Jugendstrafvollzugs fort. Wenige Jahre später wurde er dort Honorarprofessor und setzte sich für die Reform des Jugendstrafwesens ein, leistete Strafgefangenenfürsorge und leitete 1930–1932 eine Jugendstrafanstalt in Thüringen. In dieser Zeit erarbeitete er Reformvorschläge für das Strafwesen, die bis heute noch akt. sind. Durch dieses Engagement wurde Curt Bondy auch in kriminologischen Fachkreisen bekannt.

Die Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten beraubte ihn seiner beruflich-existenziellen Grundlagen (Nationalsozialismus, Psychologie im). Daher nahm er mit Martin Buber Kontakt auf und gründete aus diesem Kontakt heraus zus. mit anderen die Mittelstelle für Erwachsenenbildung. Anschließend war er von 1936 bis zu seiner Verschleppung in das KZ Buchenwald Ende 1938 als Leiter eines Auswanderer-Lehrguts Groß Breesen in der Nähe von Breslau (Schlesien) tätig, wo er junge Emigranten auf eine mögliche neue Zukunft mit Agrartätigkeiten im Ausland – außerhalb Palästinas – vorbereitete. Neben dem landwirtschaftlichen Schwerpunkt erhielten die Auszubildenden täglich kult. Angebote und wurden regelmäßig von Curt Bondy unter dem Aspekt einer Lebenskunde geschult. Die Inhalte dieses Hausunterrichts können als Vorläufer der späteren Humanistischen Ps. eingeordnet werden.

Aus der KZ-Haft konnte Bondy befreit werden, er emigrierte unter schwierigen persönlichen und situativen Bedingungen in die USA, wo er u. a. als Ps.-Professor am Richmond Professional Institute bis 1948 arbeitete. Seine Geschwister konnten ebenfalls emigrieren, sein älterer Bruder Max war in den USA später ein bekannter Erziehungswissenschaftler. Ende der 1940er-Jahre kehrte er nach Europa und Dt. zu Besuchen zurück und erhielt 1950 zunächst eine Gastprofessur, 1952 dann eine ordentliche Professur für Ps. in Hamburg. Ab 1953 engagierte er sich aktiv für den Berufsverband Deutscher Psychologen (BDP), dessen Vorsitzender er dann von 1961 bis 1968 war, nachdem er 1959 in Hamburg emeritiert worden war. Seit Ende der 1950er-Jahre setzte sich Bondy für die Verabschiedung der Ethischen Richtlinien für Psychologinnen und Psychologen ein, deren heutige Struktur noch seine ersten Entwürfe erkennen lassen. Bondy war ebenfalls Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Psychologie und engagierte sich für eine intensive Zus.arbeit der beiden Verbände. Auch die Reform der Diplomprüfungsordnung geht mit auf ihn zurück.

In seiner Wirkungszeit setzte er sich ein für die Gründung von Erziehungs- und Lebensberatungsstellen und die sozialpäd. wie auch persönlichkeitspsychol. Diagnostik und Forschung. Die dt. Version des Wechsler-Intelligenz-Tests als Hamburg Wechsler-Intelligenztest für Erwachsene (HAWIE) (Hamburg-Wechsler Intelligenztest für Erwachsene – Revision 1991 (HAWIE-R)), der in rev. Fassung heute noch Verwendung findet, wurde 1956 von ihm und Kollegen realisiert. Auch größere sozialpäd. Untersuchungen wurden von ihm zus. mit Kollegen in Hamburg durchgeführt. Am 17. Januar 1972 verstarb Curt Werner Bondy in Hamburg nach kurzer schwerer Krankheit.

Referenzen und vertiefende Literatur

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