Biografie

 

[engl. biography; gr. βίος (bios) Leben, γράφειν (graphein) schreiben], [FSE], bez. die subj. oder durch eine andere Person hergestellte Konstruktion der Lebensgeschichte eines Menschen als Antwort auf die Frage, «wie und warum alles gekommen ist». Sie kann medial aufgezeichnet und damit z. B. Gegenstand von Wiss. wie Volkskunde, Literaturwiss. oder Sozialgeschichte werden. Innerhalb der Ps. werden biografische Aufzeichnungen als Datenbasis für Verstehen und genetische Prozesse v. a. in der Entwicklungs-, Kultur- und Klinischen Ps. verwendet. I. R. eines interaktionistischen und konstruktivistischen Wiss.paradigmas (Sozialkonstruktivismus) beschreibt Biografie die Art und Weise, wie Menschen ihrem Leben Kontinuität, Kohärenz und Sinn in reflexiven Prozessen verleihen. Arbeit an der Biografie, d. h. an der zeitlichen Ordnung, Begründung und Sinnstiftung des Lebens kann vorwiegend intrapsych. stattfinden oder auch explizit versprachlicht werden. So kann in alltäglichen Kontexten Selbsterlebtes erzählt werden, das sich über die Lebensspanne hinweg zu einer umfassenden biografischen Konstruktion verdichtet, oder die Biografiekonstitution kann sich in bes. relevanten Situationen verdichten, die als «Biografiegeneratoren» hervorstechen, wie z. B. Psychotherapie, Beichte, Medienauftritte oder die durch einen Forscher hervorgerufene Gelegenheit des autobiografischen Erzählens. Die subj. Konstruktion der Biografie ist eng an Sprache gebunden und ist gleichzeitig Arbeit an der Identität. Um biografische Konstruktionen systematisch zu erfassen, existieren versch. offene und standardisierte Erhebungsverfahren wie z. B. das narrative Interview oder strukturierte Interviews und Fragebögen. Hirnschädigungen verursachen durch abrupte Veränderungen in Lebensform, körperlicher wie psych. Integrität und Selbsterleben oft einen gravierenden Bruch im Erleben biografischer Kontinuität und Sinnfindung, die psychoth. mittels narrativer Rekonstruktion bearbeitet werden können.

[EW], Lebensbeschreibung, Lebensspannenpsychologie.

[KLI], in umfassenderem Sinne als die Psychografie eine Darstellung des Lebenslaufs und der Lebensleistung. Eine biografische Anamnese gehört zum Beginn der meisten Psychotherapien. Im späteren Verlauf hat das Bearbeiten von Erlebnissen in der Biografie je nach Therapieform ein unterschiedliches Gewicht. Auch in den gegenwartsorientierten Therapien, wie Verhaltenstherapie, kann ein biografisches Verstehen das Aufgeben eines problematischen Musters erleichtern. Autobiografie.

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