Bezugsnorm

 

[engl. reference norm], [DIA, EM, PÄD], Standard, mit dem man ein vorliegendes Resultat vergleicht, wenn man es als Leistung bewerten will (Leistungsbeurteilung). Solche Vergleichsstandards können aus qual. versch. Bezugssystemen stammen (Vergleich mit anderen, mit sich selbst oder mit Sachanforderungen) und deshalb unterschiedliche Aspekte desselben Resultats hervorheben oder ausblenden (Heckhausen, 1974; Rheinberg, 2008b). Mit Bezugsnorm-Orientierung bez. man die Tendenz einer Person, eine best. Bezugsnorm zu bevorzugen, wenn sie dazu den Bewertungsspielraum hat. Solche indiv. Unterschiede und ihre motivationalen Auswirkungen (Motivation) wurden insbes. bei Lehrern untersucht. Beim Vergleich mit anderen (z. B. anderen Lernern einer Schulklasse) wird eine soziale Bezugsnorm verwandt. «Gut» bedeutet hier überdurchschnittlich, «schlecht» unterdurchschnittlich. In fähigkeitsheterogenen Gruppen hebt diese interindividuelle Perspektive Leistungsunterschiede zw. Personen bes. hervor und eignet sich z. B. für die Bestenauslese. Allerdings bleibt ein gemeinsamer Lernzuwachs aller unsichtbar. Zudem resultiert ein eher stabiles Leistungsbild, weil indiv. Veränderungen erst dann erkennbar werden, wenn sie zu Veränderungen in der Leistungsrangreihe führen. Unter individueller Bezugsnorm (auch temporäre Bezugsnorm) wird ein jetzt erzieltes Resultat mit dem verglichen, was diese Person zuvor geschafft hat. «Gut» ist ein Anstieg, «schlecht» ein Abfall. Diese intraindividuelle Perspektive hebt die Variabilität und Beeinflussbarkeit von Leistung hervor und erwies sich in Lernsituationen als motivationsförderlich. Allerdings bleiben Fähigkeitsunterschiede unerkannt. Zudem sieht man nicht, ob ein sachlich erforderliches Kompetenzkriterium (Kriterium, z. B. Fahrtauglichkeit bei der Führerscheinprüfung) erreicht wurde oder nicht. Bei sachlicher Bezugsnorm (auch kriteriale Bezugsnorm) wird ein Resultat mit einem Standard verglichen, der in der Sache selbst liegt. Diese Vergleichsperspektive macht sichtbar, welche inhaltlich definierten Kompetenzgrade (Kompetenz) jemand beherrscht. Allerdings bleibt bei einem rein inhaltsdeskriptiven Standard unsichtbar, ob die Erreichung des jew. Kriteriums für die Person eine anstrengungsfordernde Kompetenzsteigerung war. Zudem bleibt ohne den Vergleich mit anderen Lernern unerkannt, ob die Person in diesem Bereich vielleicht besondere Lernfähigkeit besitzt.

Referenzen und vertiefende Literatur

Die Literaturverweise stehen Ihnen nur mit der Premium-Version zur Verfügung.

Datenschutzeinstellungen

Wir verwenden Cookies und Analysetools, um die Sicherheit und den Betrieb sowie die Benutzerfreundlichkeit unserer Website sicherzustellen und zu verbessern. Weitere informationen finden Sie unter Datenschutz. Da wir Ihr Recht auf Datenschutz respektieren, können Sie unter „Einstellungen” selbst entscheiden, welche Cookie-Kategorien Sie zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass Ihnen durch das Blockieren einiger Cookies möglicherweise nicht mehr alle Funktionalitäten der Website vollumfänglich zur Verfügung stehen.