Begriff

 

[engl. term, concept], [KOG, PHI], eine durch das Denken gewonnene, umgrenzte Allgemeinvorstellung, in der eine Summe von Einzelvorstellungen zus.gefasst ist. Nach Kant entspringt der (empirische) Begriff «aus den Sinnen durch Vergleichung der Gegenstände der Erfahrung und erhält durch den Verstand bloß die Form der Allgemeinheit». Der reine Begriff hingegen sei Produkt des Verstandes. «Vorstellung einer Vorstellung» nennt Schopenhauer den Begriff Sigwart definiert ihn als «eine Vorstellung, die die Forderung durchgängiger Konstanz, vollkommener Bestimmtheit, allgemeiner Übereinstimmung und unzweideutiger sprachlicher Bez. erfüllt», und Wundt sieht darin die durch «aktive Apperzeption vollzogene Verschmelzung» von Vorstellungen. Insoweit sind die Begriffe zugleich Denkwerkzeuge und «Kunstgriffe des Denkens» (Vaihinger), ganz im Ggs. etwa zu Hegels Auffassung, dass der Begriff geradezu das obj. Wesen des Dinges selbst ist. Am Begriff sind zu unterscheiden: Inhalt (das mit dem Begriff und durch ihn Gemeinte, auch Bedeutung genannt), Gegenstand (das Objekt, auf das der Begriff. zielt), Umfang (alles, was unter den Begriff fällt). Mit steigendem Umfang wird der Inhalt kleiner.

Behavioristisch (Behaviorismus) ist der Begriff eine durch Reiz-Generalisation gelernte gemeinsame response auf versch. Reize. Dagegen Piaget & Inhelder, 1971, Bruner et al., 1956. Der Begriff befähigt zum Denken und Operieren. Begriff ist ein Netz von Interferenzen (Interferenz), die durch einen Akt des Kategorisierens ins Spiel gebracht werden können. Vom Begriff Dreieck kann z. B. abgeleitet werden, dass es drei Seiten, spitze Ecken etc. hat. Tiere klassifizieren nur, Menschen können durch die Kategorisierung neue Schlüsse (Schließen, logisches, Deduktion) ziehen, Aussagen ableiten.

Das Verhältnis zw. Wort (Bez.) und Begriff ist sowohl ein logisches wie ein psychol. Problem. Wörter, die Eigennamen sind, haben (nach Frege) die Bedeutung, die dem durch sie vertretenen Gegenstand gleicht. Ein Wort, das kein Eigenname oder dessen Stellvertreter ist (Prädikat), wird einem Gegenstand zu- oder abgesprochen und seine Bedeutung ist ein Begriff. Regeln bestimmen, wie Prädikate gebraucht werden, d. h., was Begriffe sind (Kamlah & Lorenzen, 1967). Auch in der Ps. ist Begriff als «Zusammenfassung von Objekten oder Ereignissen zu Klassen aufgrund von Merkmalen» (Klix, 1971) definiert worden, und diese Klassenbegriffe sind überwiegend Gegenstand der B.forschung geblieben. Kants Unterscheidung von empirischen und reinen Begriff führt in der Ps. gelegentlich zu den missverständlichen Bez. konkrete und abstrakte Begriffe. Es werden also nicht nur Objekte und Ereignisse nach Merkmalen zus.gefasst, sondern auch ohne Bezug auf best. Objekt Begriff von einzelnen oder mehreren Merkmalen gebildet (Dauer, Folge, Röte, Süße etc.). Die KategorienRaum, Zeit, Konstanz, Erhaltung u. ä. abstrakte Begriffe sind in der genetischen Epistemologie Piagets bes. berücksichtigt worden.

Der möglichen Abweichung der begrifflichen Ordnungsstrukturen im Individuum von logischen Begriffen und Kategorien wird in der modernen Ps. dadurch Rechnung getragen, dass für Begriffe auch andere Bez. gebräuchlich sind: Schema, Konzept, Kognition, Konstrukt und gelegentlich auch Idee(idea). Später ist auch der unscharfe Begriff thematisiert worden. Begriff ist demnach eine kogn. Einheit, die nicht direkt durch die sinnliche Wahrnehmung gegeben ist, sondern Verarbeitung von Informationen voraussetzt. Das Denken in Begriffen und damit die Begriffsbildung wie das Erleben des begrifflichen Denkens ist inhaltsärmer, unanschaulicher, prägnanter, in die Struktur tiefer eindringend als das Wahrnehmen und Vorstellen, zugleich ist es aber einfacher als Urteil und Schlussprozesse (in streng logischem Gebrauch).

Referenzen und vertiefende Literatur

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