Auslösemechanismus

 

[engl. releasing mechanism], [BIO, KOG], bez. die Fähigkeit von Lebewesen, selektiv auf best. Außenreize (Schlüsselreize wie Farben, Körperformen, Bewegungsweise) biol. sinnvoll zu reagieren, und zwar mit nur einer festgelegten Reaktion. Ein angeborener Auslösemechanismus (AAM, engl. innate releasing mechanism, IRM), früher angeb. auslösendes Schema, von K. Lorenz (Ethologie) eingeführter Begriff, bez. den neurosensorischen Filtermechanismus, der angeborenermaßen bei einer spezif. Reizsituation selektiv eine normalerweise adäquate Verhaltensweise (Erbkoordination) auslöst. Die Auslösereize werden auch als Schlüsselreize (sign stimulus) bez., da sie zum jew. Auslösemechanismus wie Schlüssel und Schloss passen. So wird z. B. durch den Anblick des Sperrens der Jungvögel und z. T. ihres charakteristischen Rachenmusters bei dem Elternvogel in dieser Zeit die Verhaltensweise des Fütterns ausgelöst. Der AAM wird als ein auf die Auslösung einer jew. best. Verhaltensreaktion hin ausgelegter Reizfilterungsprozess verstanden, der in unterschiedlich vielen Schritten auf versch. Stufen zw. der Reizaufnahme und dem Anstoß der Verhaltensreaktion erfolgen kann. Angeborene Verhaltensweisen können auch schon bei niederen Tieren durch Erfahrung, Gewöhnung oder Lernen überlagert werden: EAAM (durch Erfahrung abgeänderter AAM). Kommt es zur Entwicklung von Auslösemechanismen durch Lernprozesse, wie sie spez. in der frühen menschlichen Sozialisationsphase stattfinden, spricht man von erworbenen Auslösemechanismen (EAM). Mithilfe von Attrappenversuchen lässt sich exp. feststellen, ob eine Verhaltensweise angeb. oder erworben ist. So löst z. B. eine sich bewegende Kugel bei erfahrungsfrei aufgezogenen Jungfischen von Tilapia niloticaKontaktverhalten aus. Eine klare Zuordnung ist aber beim Menschen aus meth. Gründen (Aufwachsen unter Erfahrungsentzug) schwer zu treffen. Die den AAM zugrunde liegenden neurosensorischen Filtermechanismen sind in der neuronalen Verschaltung des afferenten Nervensystems begründet. Durch Einzelzellableitungen am Sehnerv und im visuellen Projektionsareal, dem Tectum opticum, des Leopardenfrosches fanden Maturana et al. (1960) nach Schichten getrennt vier Arten von Neuronen, die selektiv auf versch. Reizmuster ansprachen. Am bekanntesten sind die Konvexitätsdetektorneurone, die spez. auf kleine bewegliche Punkte ansprechen, die sich zentripetal durch das Gesichtsfeld bewegen, wie ein zu fangendes Insekt. Sie werden wegen dieser mit der Auslösung des Beutefangverhaltens übereinstimmenden Filterung als «Käferdetektoren» bez. Somit beruhen die AAM auf zumeist mit der Geburt mitgelieferten weitgehend festen Neuronenverschaltungen im Gehirn.

Auslösende Reize sind zu unterscheiden von der Menge der überhaupt wahrgenommenen Reize, von denen nur relativ wenige entweder angeborener- oder erlerntermaßen Reaktionen auslösen. Ein und dasselbe Sinnesorgan kann dabei im Dienste ganz versch. Funktionskreise stehen, für die es oft unterschiedliche Diskriminationsleistungen («Erkennen») eines Schlüsselreizes vollbringt. Als Auslöser werden in diesem Zus.hang ganz allg. Reize oder Reizkombinationen bez., die eine best. Verhaltensweise in Gang setzen. Als Auslöser werden nach Lorenz und Eibl-Eibesfeldt spez. die eigens als Reizsender differenzierten Strukturen und Verhaltensweisen (Ausdrucksbewegungen) der eigenen oder auch anderen Arten bez. Sie können sich aus mehreren (zumindest allen notwendigen) Schlüsselreizen zus.setzen. Schlüsselreiz, Signalreiz, heißen nach Tinbergen (1951) die mittels Attrappenexperimenten erfassbaren handlungsauslösenden Einzelelemente (wirksame Reize) einer handlungsauslösenden Gesamt-Reizsituation, wobei die Summation der Wirksamkeit der Einzelelemente noch zur Diskussion steht (Reizsummenregel). So sperren nach Tinbergen 10 Tage alte Drosselnestlinge nur dann die Schnäbel, wenn der mit Futter herankommende Altvogel ihnen ein Objekt entgegenhält, das sich bewegt, größer als 3 mm ist und oberhalb der Ebene erscheint, in der die Augen der Jungtiere liegen. Zeigt man die bestwirksame Attrappe unterhalb der Augenhöhe, so blicken die Jungen danach, sperren aber nicht.

Referenzen und vertiefende Literatur

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