Assimilation

 

[engl. assimilation; lat. similis ähnlich], allg. Bedeutung Angleichung, «Verähnlichung», auch Verschmelzung. Als biol. Begriff der Vorgang der Aufnahme von Stoffen bei Pflanzen und Tieren und deren chemische Umsetzung in körpereigene Bestandteile. Ggs. Dissimilation.

[WA], sinnespsychol. ist Assimilation im Besonderen die Verschmelzung früher wahrgenommener Elemente mit einem neu dazu tretenden. Es scheiden sich dabei induzierte und induzierende Teile, je nachdem, wie der betreffende Bestandteil beeinflusst wird oder selbst beeinflusst. Kontrast, geometrisch-optische Täuschung. Nach der Farbentheorie von Hering werden die drei Sehsubstanzen fortwährend ab- und aufgebaut. Dem Aufbauvorgang, der Assimilation, entspricht jew. die Empfindung des Schwarz, Grün oder Blau je nach betroffener Sehsubstanz.

[SOZ], im ethnologisch-völkerpsychol.-soziologischen Sinne: Der Prozess des mehr oder minder zwangsläufigen Angeglichenwerdens von Menschen, die dauernd oder lange Zeit inmitten einer anderen Bevölkerung leben, in Gehabe, Sprache und Wesensart an deren Seins- und Kulturform (Kulturvergleichende Psychologie). Gleichzeitig vollzieht sich der umgekehrte Prozess, nämlich die Abstreifung der angestammten Lebens- und Wesensart (Dissimilation). Statt Assimilation verwendet man öfter auch den Begriff der Adaptation.

[KLI], bei C. G. Jung: Ereignisse und Erfahrungen für die Bedürfnisse passend machen.

[EW, KOG], von Piaget (Entwicklung, Stufentheorie nach Piaget) aus der Biologie entlehnt. Während z. B. die assimilativen Prozesse der Verdauung eingenommene Nahrung so aufbereiten, dass die geeigneten Elemente über die Blutbahn zu ihren Bestimmungsorten gelangen und dort verwertet werden können, interpretieren die Prozesse der kogn. Assimilation die eingehenden Sinneseindrücke (oder auch bereits gewusste kogn. Inhalte) so, dass sie den akt. Anliegen des erkennenden, planenden und handelnden Subjekts dienen, von ihm also aufgenommen und weiter verarbeitet werden können. In Piagets Terminologie sind es Schemata («schèmes d'assimilation»; Assimilationsschema), die diese Assimilation leisten. Im einfachsten Fall bemächtigt sich ein Schema der einkommenden Stimuli, d. h., es «diktiert», was sie bedeuten oder «sind». Dabei kann die Passung gut oder weniger gut sein; Bsp. für eine schlechte Passung: Ein daherrollender Stein wird als Tennisball interpretiert. Im Zusammenspiel mit anderen Schemata muss sich dann diese erste Interpretation bewähren; wenn ich also den daherrollenden Stein mit bloßen Zehen zurückschlagen will, dürfte sich die erste Assimilation spürbar nicht bewähren.

Piaget unterschied vier Assimilationstypen, nämlich (1) die reproduktive oder funktionale Assimilation, d. h. die wiederholte Aneignung desselben Ereignisses unter mehr oder weniger gleichen Umständen, (2) die Erkennensa., d. h. das Erkennen eines Ereignisses als Element einer bekannten Klasse, (3) die generalisierende Assimilation, d. h. die Anwendung des gleichen Schemas auf ähnliche Gegebenheiten und (4) die reziproke Assimilation, d. h. die Koordination von versch. Schemata. Akkommodation.

Referenzen und vertiefende Literatur

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