antisoziales Verhalten

 

[engl. antisocial behavior], [EW, PER, SOZ], Tendenz zur Missachtung der Rechte anderer, die schon im Alter von 3 Jahren beobachtbar ist, im Jugendalter stark zunimmt und im weiteren Verlauf wieder abnimmt. Antisoziales Verhalten zählt zu den Externalisierungsproblemen im Kindes- und Jugendalter. Antisoziales Verhalten ist oft gepaart mit Impulsivität, Reizbarkeit und Aggressivität sowie dem Fehlen von Scham und Reue. Häufiges und andauerndes antisoziales Verhalten im Erwachsenenalter, das schon im Jugendalter erkennbar ist, gehört zu den Persönlichkeitsstörungen (antisoziale Persönlichkeitsstörung) und ist ein Risikofaktor für Kriminalität. Antisoziales Verhalten weist eine vgl.weise hohe Stabilität zw. Kindheit und Erwachsenenalter auf sowie zw. Eltern und ihren Kindern, wozu genetische und Umweltfaktoren beitragen und sich wechselseitig verstärken (Genom-Unwelt-Interaktion; Verhaltensgenetik). Nach Moffitt (1993) kann eine überdauernde Form des antisozialen Verhaltens (life-course-persistent; Life-Course-Persistent Offenders) von einer pubertätsgebundenen Form (adolescence-limited; Adolescence-Limited Offenders) unterschieden werden. Erstere ist ab der frühen Kindheit bei ca. 10% der Jungen beobachtbar und weist eine hohe Stabilität bis ins Erwachsenenalter auf; letztere ist in westlichen Kulturen bei bis zu 60% der männlichen Jugendlichen beobachtbar, aber nur sporadisch und auf das Jugendalter begrenzt, wobei die pubertätsgebundene Form in westlichen Kulturen in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen hat. Beim weiblichen Geschlecht ist antisoziales Verhalten deutlich seltener. Verantwortlich für die Zunahme des antisozialen Verhaltens im Jugendalter wird u. a. die Reifungslücke gemacht (Lücke zw. biol. und sozialem Alter, bedingt durch immer frühere Pubertät, immer längere Ausbildungszeit und immer spätere Übernahme der Elternrolle). Antisoziales Verhalten ist vor der Geburt mit neuropsychol. Risiken assoziiert, nach der Geburt mit einem schwierigen Temperament, in der Kindheit mit Unerreichbarkeit durch Kontrollversuche und Bestrafung durch Familienmitglieder, die zu Aggression-Gegenaggression-Eskalationen führt (coercive family process; Patterson, 1983), sowie durch einen feindseligen Attributionsstil (Tendenz mehrdeutiges Verhalten anderer feindselig zu interpretieren). Im Jugendalter bilden sich oft deviante Cliquen antisozialer Jugendlicher (Peergroup), wobei der Anschluss an eine solche Clique der Hauptrisikofaktor für Kriminalität im Jugendalter ist; eine kleinere Gruppe antisozialer Jugendlicher reagiert dagegen mit sozialem Rückzug.

Referenzen und vertiefende Literatur

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